Innere Widerstände erkennen und überwinden

Wir alle kennen das: Wir möchten gern auf eine bestimmte Art handeln. Wir möchten ein Ziel erreichen oder haben gute Ideen. Aber auf der anderen Seite gibt es etwas, was uns davon abhält. Manchmal nennen wir das den “inneren Schweinehund”. Woran liegt das? Manche nennen es Faulheit. Aber so etwas wie Faulheit gibt es in meinen Augen nicht. Das, was wir Faulheit nennen ist nur ein Platzhalter für alle verborgenen Widerstände, die uns innerlich bremsen und uns dazu bringen, etwas anderes zu tun als wir eigentlich wollen. Es gibt immer Gründe. Diese Gründe sind allerdings für uns oft nicht leicht zu erkennen. Dieser Text soll dabei helfen, diese versteckten Gründe herauszufinden und zu überwinden, so dass wir in unserem Leben wahrhaft glücklich werden.

Manchmal möchten wir vielleicht unsere Komfortzone nicht verlassen. Wir möchten Unangenehmes vermeiden oder wir möchten uns davor schützen. Dieses Unangenehme haben wir früher bereits erlebt und unsere Erfahrungen waren so prägend, dass wir dieses Unangenehme um jeden Preis verhindern wollen. Hier ein paar unterschiedlich bedeutsame Alltagsbeispiele:

  • Eigentlich müsste man ein wenig Sport machen, aber man kann sich nicht aufraffen.
  • Eigentlich will man abnehmen, aber die Kartoffelchips passen einfach zu schön zum gemütlichen Fernsehabend.
  • Eigentlich müsste man sofort aufhören zu essen, aber man stopft immer mehr in sich hinein.
  • Schon lange hat man vor, sich mal wieder sein Lieblingshobby vorzunehmen, aber man kann sich nicht dazu aufraffen.
  • Eigentlich müsste man mit dem Rauchen aufhören, aber man schafft es nicht.
  • Schon längst möchte man mal wieder Freunde treffen. Aber der eigene Antrieb reicht noch nicht einmal, um sie anzurufen oder ihnen zu schreiben.
  • Eigentlich möchte man an seinem Lieblingsprojekt arbeiten, aber man schiebt es immer wieder auf.
  • Mit dem Partner läuft es nicht so wie es soll, aber statt Probleme wirklich zu klären, streitet man sich nur noch. Selbst die letzte Konsequenz, die Trennung, ist zu aufwändig. So lässt man es sein wie es ist und wartet, dass es irgendwie besser wird.
  • Eigentlich müsste man großzügig sein, aber wieder einmal denkt man zuerst an sich.
  • Eigentlich möchte man zu seinen Mitmenschen nett und freundlich sein, aber man tut es nicht.
  • Eigentlich müsste man seinen Mitmenschen vergeben, aber man verurteilt sie und wünscht ihnen eine gerechte Strafe.
  • Eigentlich ist man mit seinem Beruf oder dem Arbeitsplatz unzufrieden, aber es gibt tausend Gründe, warum man alles so lässt wie es ist.

Aus solchen inneren Widerständen entsteht viel Böses und Schlechtes in der Welt. Nicht zuletzt macht es uns selbst unglücklich. Es lohnt sich sehr, sich damit zu befassen. Der zweite Teil des Textes beschäftigt sich ausführlich mit den Möglichkeiten, diese Widerstände zu überwinden und glücklich zu werden.

Berufliches Glück
Das Thema Beruf ist ein so wichtiges Thema, dass ich näher darauf eingehen möchte. Sehr viele Menschen sind unzufrieden mit ihrer beruflichen Arbeit. Vielleicht erfüllt sie die Tätigkeit selbst nicht mit innerer Zufriedenheit; sie stehen nicht voll hinter dem, was sie tun. Sie träumen allenfalls davon, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Aber sie wagen es nicht. Die Nachteile wiegen einfach zu schwer: Es wäre vielleicht mit finanziellen Einbußen zu rechnen, die nicht zu tragen wären, zum Beispiel weil ein Kredit abbezahlt werden muss oder man den erholsamen Jahresurlaub für unabdingbar hält für das eigene Lebensglück. Es gibt unzählige Bedenken gegen Änderungen, wie: Kann ich das? Werde ich erfolgreich sein? Was ist, wenn es nicht gut geht? Dann habe ich auch das verloren, was ich mir über Jahre erarbeitet habe, beispielsweise das hohe Gehalt, eine mögliche Abfindung, das anstehende Firmenjubiläum, meine lange erarbeitete Berufsroutine, das Ansehen von Kollegen und Vorgesetzten, das bekannte Umfeld, die sichere Altersversorgung etc.

Manchmal stimmt auch das Umfeld nicht: Die Vorgesetzten sind autoritär, die Kolleginnen und Kollegen machen sich gegenseitig das Leben schwer. Man darf nicht so sein wie man ist. Man muss sich verbiegen, die Bewegungen aufführen, die andere sehen wollen. Man wird zum Objekt von Bewertungen und Beurteilungen gemacht oder muss die Bedürfnisse anderer erfüllen. Unsere Gesellschaft ist von diesen Verhältnissen stark geprägt. Doch ich empfinde es so, dass immer mehr Menschen von diesem Menschenbild wegkommen wollen und zumindest für sich selbst entsprechende Entscheidungen treffen. Immer mehr Menschen werden sich selbst bewusst. Ein Mensch wird nur dann wirklich glücklich sein, wenn er es schafft, seinem positiven Selbstbild gerecht zu werden, in jeder Lebenssituation und in jeder Lebensrolle. Dafür ist es zunächst notwendig, sich selbst wirklich zu erkennen. Die wenigsten Menschen kennen das Gute in sich selbst wirklich so gut, dass sie sich darüber bewusst sind, dass sie mit dieser Selbsterkenntnis den Schlüssel für ein wahrhaft glückliches Leben in den Händen halten.

Der Schritt in eine möglicherweise glückliche, aber unbekannte Zukunft erscheint zu groß. Zu schwer wiegt der mögliche Verlust. Dieses Risiko wagt man nicht einzugehen. Dann bleibt man lieber bei dem, was man hat, richtet sich das Leben so ein, dass man trotz allem irgendwie zufrieden ist. Vielleicht konzentriert man sich auf seine Hobbies, in denen man sich verwirklichen kann. Zeiten der Erholung am Abend, am Wochenende und im Urlaub erhalten eine zentrale Bedeutung, ohne die man das Ganze gar nicht aushalten könnte. Oder wir flüchten uns in Konsum. Mit genügend Geld und Besitz glaubt man, glücklich werden zu können. Und wenn man trotzdem noch nicht glücklich ist, dann muss es eben noch “mehr” sein. 

Man ist zufrieden, aber dennoch fehlt etwas im Leben: ein wahrhaft glücklich machender Sinn. Dieser Sinn kann nur gefunden und gelebt werden, wenn man ein bewusstes Selbstbild hat und danach lebt. Dieses Selbstbild zu erkennen ist mein zentraler Coachingansatz.  Und es gibt innere Widerstände, die uns oft verborgen sind, die aber entscheidend sind für unsere Selbsterkenntnis. Warum handeln wir so selten nach unseren Überzeugungen? Was hält uns davon ab, das Richtige zu tun? Wie kann ich wahrhaft glücklich werden?

“Zum-Objekt-gemacht-werden”Glaubenssätze prägen unser Leben
Unsere Erfahrungen prägen unser Handeln und Denken und werden zu unbewussten Lebensregeln. Diese können so bedeutend sein, dass sie als “Glaubenssätze” tief in unserer Persönlichkeit verankert sind. Diese Glaubenssätze können positiv oder negativ sein. Ihre Festigkeit kann davon abhängen wie oft wir bestimmte Erfahrungen gemacht haben. Wenn man ständig immer wieder bestimmte Erfahrungen macht, verfestigen sie sich immer mehr. So kann die kindliche Erfahrung, nicht gut genug zu sein für die Eltern und die Gesellschaft, zu einem geringen Selbstwertgefühl führen. Im schlimmsten Fall entstehen psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Narzissmus. Auch besonders bedeutsame Einzelereignisse können Glaubenssätze prägen. So kann ein kleiner Hundebiss in der Kindheit zu einer lebenslangen Angst vor Hunden führen. Sexueller Missbrauch führt oft dazu, dass der junge Mensch akzeptiert, nur zur Befriedigung der Bedürfnisse anderer zu dienen. Diese Akzeptanz ist eine von zwei natürlichen Folgen, wenn man zum Objekt gemacht wird. Die andere mögliche Folge ist, dass man selbst andere zum Objekt macht. Die Angst, erneut so etwas Schlimmes zu erleben führt dazu, dass man selbst zum Täter wird, denn wenn man selbst zum Täter wird, braucht man ja selbst keine Angst mehr zu haben. Man gehört dann nicht mehr zu den Opfern. Unsere Gesellschaft ist zutiefst geprägt von diesen zwei Reaktionen auf das “Zum-Objekt-gemacht-werden”. Entweder man akzeptiert das “Zum-Objekt-gemacht-werden” und verliert den Glauben an die eigene Selbstwirksamkeit, oder man fängt selbst an, andere zum Objekt zu machen. Mit diesen Zusammenhängen lässt sich nahezu alles Schlechte in uns selbst und in unserer Gesellschaft erklären. Immanuel Kant schrieb in der “Menschheitszweckformel” genannten Variante des “Kategorischen Imperativs”:

„Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“

Aber Glaubenssätze sind nicht unveränderlich. Sie können verändert werden, ein Leben lang. Zunächst muss man dazu seine Glaubenssätze erkennen. Wenn man die Zusammenhänge seines Lebens erkennt, ist das der erste und wichtigste Schritt. Ein guter Psychologe/Coach kann hier wertvolle Arbeit leisten. Die meisten Menschen sind kaum in der Lage, ohne einen Begleiter zu diesen tiefen Erkenntnissen zu gelangen. Der Begleiter nutzt vor allem das Gespräch, in dem das Vorhandensein von negativen Glaubenssätzen beleuchtet wird. Erfahrung, Menschenkenntnis und Wissen um solche Zusammenhänge sind meist unerlässlich. Auch die Fähigkeit zu großer Empathie ist notwendig, mit der Bereitschaft, dieses Mitgefühl zuzulassen. Der Coach nutzt unter Umständen auch Persönlichkeitstests als Hilfsmittel. Die wenigsten Menschen sind in der Lage, lediglich durch die Verarbeitung von Informationen (z. B. aus Texten wie diesem) und Selbstreflexion zu ausreichender Selbsterkenntnis zu gelangen.

Einmal erkannt, kann man beginnen, die negativen Glaubenssätze zu heilen. So manches mal reicht das Erkennen der Glaubenssätze aus, um sie bereits in kurzer Zeit zu überwinden. Ein neuer Blickwinkel oder eine veränderte Lebenseinstellung können hier wahre Wunder bewirken. Sind sie aber tief verwurzelt, hilft oft nur eine Therapie oder ein intensives Coaching, die leider schwer sind zu finden. Manchmal dauert es auch sehr lange bis man sie überwunden hat. So haben viele Menschen nach zahlreichen Therapie-Erfahrungen die Hoffnung aufgegeben, dass sich wirklich etwas bessert. Und selbst wenn man die negativen Glaubenssätze irgendwann überwunden hat, können sie in bestimmten Situationen für kurze Zeit wiederkommen. Aber meistens hat man sie einigermaßen im Griff, so dass die Auswirkungen sogar positiv sein können. Vollkommen überwunden hat man sie wohl nie. Selbst bei einem Menschen, der seine negativen Glaubenssätze wirklich überwunden hat, bleiben sie milde im Hintergrund und können manchmal auftauchen. Jemand, der seine Depression überwunden hat, die durch Mobbing in der Schule entstand, kann durch Schlüsselreize einen kleinen Rückfall erleiden, zum Beispiel bei einem Klassentreffen oder durch bestimmte Worte oder ähnliche Situationen.

Das größte Problem bei der Heilung von negativen Glaubenssätzen besteht darin, sie erst einmal zu erkennen. Manche Glaubenssätze beziehen sich auf ein klares Problem, zum Beispiel: “Ich bin vom Nikotin abhängig und habe nicht die Kraft, damit aufzuhören”. Hat man ein solches Problem erkannt, kann man es lösen. Von Albert Einstein stammt der Spruch:

“Das Problem zu erkennen, ist wichtiger als die Lösung zu finden, denn die genaue Darstellung des Problems führt zur Lösung.” – Albert Einstein

Meistens liegt die Schwierigkeit darin, das Problem zu erkennen. Wir haben es oft tief in unserer Persönlichkeit verborgen, um uns zu schützen. Oft haben wir auch wenig Übung, in uns selbst und in unserer Vergangenheit die Ursachen für die negativen Glaubenssätze zu suchen.

Jeder Mensch ist gut – mein Schalenmodell der Seele

Kein Mensch wird böse geboren. Jedes Neugeborene ist dem Leben zugewandt, neugierig und gut. Doch es braucht Zuwendung, Liebe und Geborgenheit, um sich zu entwickeln. Wir wissen heute sehr genau, wie wichtig die Kindheitsjahre für eine gesunde Entwicklung des Menschen sind. Doch die Umwelt ist unvollkommen. Die Eltern machen Fehler, die Lehrer machen Fehler, ja die ganze Gesellschaft macht Fehler. Diese Fehler und Unvollkommenheiten führen dazu, dass das Kind selbst unvollkommen wird. Das ist niemals ganz zu vermeiden. Wir Menschen sind nun mal unvollkommene Wesen. Und dennoch bleibt dieses Gute in uns bestehen. Ich bin überzeugt davon, dass der Mensch eine Seele hat, die ewig existiert und gut ist, frei vom Bösen. Um als Mensch existieren zu können, brauchen wir aber unseren Körper und unseren Geist. Wir entwickeln ein Ich als Summe all unserer Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten. Deshalb sprechen wir auch von einer kindlichen Unschuld. Je kleiner ein Kind ist, desto weniger kann es sündigen. Erst mit zunehmendem Alter erfährt es Schlechtes und bringt Schlechtes hervor. Oft sind bereits die ersten Lebensmonate kritisch. Ein Mensch müsste eigentlich viel länger im Mutterleib bleiben, kommt also 15 bis 18 Monate zu früh zur Welt. Das bedeutet, in dieser Zeit braucht es absolute Geborgenheit, Liebe und Vertrauen. Wenn man in dieser Zeit bereits versucht, das Baby zu erziehen, vielleicht um es frühzeitig auf die Härte der Welt vorzubereiten, dann hat das lebenslange Auswirkungen.

Die Seele ist an sich unbeschreiblich und unvorstellbar, so wie auch Gott unbeschreiblich ist. Deshalb brauchen wir Bilder, um verstehen zu können. In meinem Denkmodell stelle ich mir die Seele vor als den leuchtenden Kern unserer Existenz, das Gute, das durchdrungen ist von Liebe. Wie ein Planet, dessen Inneres warm und leuchtend ist. Um diesen leuchtenden Kern befindet sich unser Ich in Form von “Schalen”. Diese Schalen verdecken aber dieses leuchtende, gute Innere. Das bedeutet, der gute Kern eines Menschen ist nicht wahrnehmbar, wenn diese Schalen undurchsichtig sind. Die Schalen sind das Ich, also unsere Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten, die unsere Persönlichkeit prägen und ohne die wir als Menschen nicht existieren könnten, sowie unsere Lebensrollen. Es geht also nicht darum, das Ich zu zerstören, also uns so weit vom Ich zu befreien, dass nur noch die Seele wahrnehmbar ist. Vielmehr geht es darum, die “Schalen”, das Ich, durchsichtig zu machen. Wenn ein Mensch dies geschafft hat, so wird seine gute Seele in allem wahrnehmbar. Das Gute beeinflusst dann das gesamte Wesen, das Handeln und das Denken. Man könnte auch sagen, die Liebe erwärmt und erleuchtet alles. So ist ein normales Leben möglich, ohne sich wie ein Eremit aus dem normalen gesellschaftlichen Leben zurückziehen zu müssen.

Wie schafft man es nun, die Schalen des Ich so durchscheinend werden zu lassen, dass das ganze Wesen “seelenerfüllt” ist? Ganz einfach: durch Selbsterkenntnis zur Bewusstheit zu erwachen. Diese Selbsterkenntnis bezieht sich zum einen auf unsere guten Eigenschaften, die sich aus unserer Seele in Verbindung mit unseren Kenntnissen, Fähigkeiten und Erfahrungen ergeben. Zum anderen aus den Ursachen für die “Deckkraft” der “Schalen”, unseres Ichs. Weshalb ist unser Ich so undurchsichtig, so dass die Seele nicht oder nur selten zu erkennen ist? Während die guten Eigenschaften und das gute Selbstbild, das sich daraus ergibt, in einem anderen, praxisorientierten Text behandelt werden (“Die Seele erkennen – Eigenschaftenmethode”), soll es hier um unsere inneren Widerstände gehen, die uns davon abhalten, so zu sein, wie wir eigentlich sind. Diese Form der Selbsterkenntnis ist genauso wichtig wie unsere guten Eigenschaften. Ohne die Überwindung unserer inneren Widerstände werden wir niemals wahrhaft glücklich sein.

Innere Widerstände
Innere Widerstände halten uns davon ab, so zu sein wie wir eigentlich sein könnten, nämlich gut und glücklich. Sie entstehen, indem wir Erfahrungen machen, zum Objekt gemacht zu werden, also nicht so sein oder handeln zu können wie wir es eigentlich bräuchten. Die inneren Widerstände hindern uns auch daran, ins Handeln zu kommen. Selbst wenn wir diese inneren Widerstände überwiegend im Griff oder gar überwunden haben, wirken sie sich noch aus oder sind zumindest noch milde im Hintergrund. Dort stören sie uns nicht, aber wir sollten uns darüber bewusst werden, dass sie im Hintergrund existieren. Die Kenntnis dieser inneren Widerstände ist ein wichtiger Bestandteil unserer Selbsterkenntnis.

Unsere innere Widerstände haben immer etwas mit Angst zu tun. Diese Angst kann verschiedene Ursachen haben, z. B.:

  • Wir möchten vermeiden, dass sich schlechte Erfahrungen wiederholen. Das führt oft zu unangemessenen Strategien zum Selbstschutz. 
  • Schlechte Erlebnisse führen zu einer Fehlwahrnehmung von uns selbst und von anderen. Dabei übertreibt unser Unterbewusstsein, denn es kann die tieferen Zusammenhänge oft nicht richtig durchschauen. Dadurch entstehen Ängste.
  • Aus mangelnden Informationen über uns selbst, über andere und über die Welt entstehen Angst und Unsicherheit.
  • Wir hatten bedeutende Erfahrungen, nicht ausreichend zu sein, nicht wertvoll genug zu sein, den Anforderungen an uns nicht zu entsprechen. Innerlich glauben wir dann irgendwann, dass dies zu Recht geschah. Aus Angst, negativ bewertet zu werden, maskieren wir uns und versuchen, besser zu erscheinen als wir glauben zu sein.

Die inneren Widerstände sind Strategien unseres Unterbewusstseins, mit diesen Ängsten umzugehen. Dies kann unsere Lebensqualität schwerwiegend einschränken. Jeden Tag hindern sie uns, glücklich zu sein. Bei manchen sind diese inneren Widerstände nur noch leise im Hintergrund. Aber auch da können sie manchmal wieder etwas deutlicher hervortreten. Viele Verhaltensweisen und Glaubenssätze können dadurch erklärt werden. Es lohnt sich, daran zu arbeiten. Das kann ein langwieriger Prozess sein, da sich Ängste verbergen und sogar selbst hinter Ängsten verstecken. Zum Beispiel kann sich hinter der Angst, verlassen zu werden, die Angst verstecken, unzureichend zu sein. Aber es lohnt sich in jedem Fall, sich selbst zu erforschen.

Selbst wenn wir unsere inneren Widerstände soweit im Griff haben, wirken sie sich noch aus. Mit diesen schwachen negativen Auswirkungen können wir aber meist recht gut leben. Es ist möglich, die innere Widerstände nahezu vollkommen zu überwinden, aber dazu später mehr.

Im Folgenden erkläre ich drei Arten von inneren Widerständen, mit verschiedenen Unterarten. Alle drei können in uns vorkommen, doch wird entweder die erste oder zweite Art vorherrschend sein. Meist sind mehrere innere Widerstände vorhanden. Diese Widerstände sollten wir identifizieren. Je mehr wir diese inneren Widerstände bereits überwunden haben, desto schwieriger sind sie jedoch zu erkennen. Da sie vor allem in unserer Kindheit und Jugend entstehen, lohnt es sich, bei der Suche nach den inneren Widerständen in unserer frühen Vergangenheit nachzuforschen. Möglicherweise erkennen wir sogar die Ursache ihrer Entstehung. Wenn es wirklich schwierig ist, die inneren Widerstände zu erkennen, sollte man zumindest zwei bestimmen, die am ehesten zutreffen.

Die erste Art innerer Widerstände ist die nach innen gerichtete Antwort auf das Zum-Objekt-gemacht-werden, der “Verzweckung”, wie Kant es ausdrückte. Lösung und Ursache für Probleme werden in einem selbst gesucht. Die zweite Art innerer Widerstände ist die nach außen gerichtete Antwort auf die Verzweckung. Ursache und Lösung werden im Außen gesucht, in anderen Menschen oder in Dingen. Der dritte innere Widerstand unterscheidet sich von den ersten beiden, vervollständigt jedoch das Bild.

A. Antwort durch eigene Abwertung
Alle drei Unterarten haben etwas mit der Abwertung der eigenen Person zu tun. Es sind Antworten auf die Abwertung und Verzweckung durch andere, indem man diese Vorgänge als richtig bewertet. Man bewältigt die schlechte Behandlung durch andere, indem man ihr eine Rechtmäßigkeit verleiht. Das natürliche Selbst-Wert-Gefühl ist gestört oder gar nicht vorhanden. Allenfalls durch die Anerkennung von anderen kann der eigene Selbstwert gefühlt werden, oft noch nicht einmal dadurch. Das Ich ist undurchsichtig. Das Gute der Seele ist kaum zu erkennen.

A1. Selbstentwertung
“Ich bin zu dick”; „ich bin zu faul“; “ich bin ein Idiot”; “ich kann mir nichts merken”; “bei mir geht immer alles schief”; “ich lasse sogar das Wasser anbrennen”; “dafür bin ich zu dumm”; “ich stehe euch nur im Weg”; “mach du das, du kannst das viel besser”. Das sind typische Aussagen der Selbstentwertung.

Man hat Angst vor Unzulänglichkeit, Angst davor, schlecht bewertet und “verzweckt” zu werden. Man macht sich selbst schlecht, so dass andere es nicht mehr tun können. Von dieser Selbstentwertung ist man absolut überzeugt. Ein Selbst-Wert-Gefühl ist kaum vorhanden. Das Ziel ist es, den Entwertungen durch andere zu entgehen bzw. ihr vorzubeugen. Wenn man sich selbst als Verlierer präsentiert, kann man nicht mehr negativ von anderen bewertet werden. Wenn andere nichts mehr von einem erwarten, kann man nicht mehr enttäuschen. Man vermeidet Kritik und muss sich nicht rechtfertigen. Das führt zu weniger Stress.

Selbsterniedrigung ist der negative Extremfall der Selbstentwertung. Es ist der Zustand von permanenter Selbstkritik und eigener Herabwürdigung. Selbst die Erkenntnis, diesen inneren Widerstand als zutreffend ausgewählt zu haben, führt oft dazu, dass es noch als Bestätigung dafür empfunden wird, wie unzulänglich man selbst ist. Das Image eines Idioten oder eines Nichtskönners wird inkauf genommen, um regelmäßigen Demütigungen von anderen aus dem Weg zu gehen. Man wird nicht mehr gefragt, man wird nicht eingeladen, man isoliert sich so selbst, beklagt sein Schicksal, das unausweichlich erscheint, und gerät so in einen Strudel der Negativität.

Hat man seine Selbstentwertung im Griff, wirkt sie sich oft noch als besondere Form von Bescheidenheit und Demut aus. Das Ego ist nicht stark ausgeprägt. Man unternimmt keine Anstrengungen, sich hervorzutun, empfindet sich als normal und lebt gut damit. Man geht in der Masse unter, fällt nicht auf und erhält sogar gelegentlich positive Resonanz, weil Bescheidenheit ein gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten ist und bisweilen sogar bewundert wird. Mit dieser Form der Selbstentwertung kann man gut leben und ein “normales” Leben führen. Ich möchte mit dieser Beschreibung die guten Eigenschaften “Bescheidenheit” und “Demut” keinesfalls abwerten. Unsere Gesellschaft braucht viel mehr dieser Eigenschaften. Der Unterschied beim inneren Widerstand ist, dass sie idealerweise nicht aus einem negativen Selbstbild entstehen sollten, sondern aus der “gesunden” Selbsterkenntnis, genauso wertvoll zu sein wie die Mitmenschen, nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Die Selbstentwertung als Folge von Entwertungen durch andere kann den Menschen auch vom Handeln abhalten, selbst wenn sie nur schwach ausgeprägt ist. Man hat diesen inneren Widerstand, der einen vom Handeln abhält. Durch das Nichthandeln bestätigt sich die eigene Selbstentwertung und verstärkt sie. Es handelt sich dann also um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Das schlechte Ergebnis des Nichthandelns wird als Beweis betrachtet, zu Recht nicht zum Handeln gekommen zu sein; es wäre ja sowieso nicht erfolgreich gewesen. “Ich habe doch gleich gesagt, ich schaffe es nicht.”

A2. Selbstsabotage
“Ich habe es nicht verdient, geliebt zu werden”; “ich bin ein Sünder und muss mich selbst bestrafen”; “ich habe mich nicht im Griff, dafür muss ich mich bestrafen”; “ich muss die Welt von mir befreien, damit ich nicht noch mehr Unheil anrichte”; “ich bin dem Leben nicht gewachsen”; “mir ist alles zuviel”; “ich verliere die Kontrolle”; “ich ertrage mich selbst nicht”; “wie können mich die anderen nur ertragen”. Diese so unterschiedlichen Aussagen beziehen sich alle auf den inneren Widerstand der Selbstsabotage. Es handelt sich um eine Version der Selbstentwertung, die nicht nur zum Nichthandeln führt, sondern zu aktiven Selbstschädigungen.

Ein Kind das nicht verhindern konnte, dass es selbst oder die Mutter vom Vater geschlagen wurde oder das nie die absolut notwendige Liebe und Aufmerksamkeit seiner Eltern bekommen hat, kann in den Strudel der Selbstsabotage geraten. Man denkt, dies alles sei nur geschehen, weil man schlecht ist und es verdient hat. Eine andere Sehensweise ist einem Kind kaum möglich. Es muss alles einen Sinn ergeben. Und dieser furcht­bare Sinn ist die einzig mögliche Lösung für das Kind.

Vergewaltigungsopfer sehen die Ursache für ihr Erlebnis oft nicht im Täter, sondern bei sich selbst, weil ihr attraktiver Körper die sexuelle Begierde des Täters geweckt hat. Man versucht, sich mit allen Mitteln hässlich und unattraktiv zu machen, damit sich dieses Erlebnis nicht wiederholt. Magersucht oder das Borderline Syndrom können darauf zurückzuführen sein. Sich selbst so sehr abzulehnen, dass man sich nicht erlaubt, zu existieren, kann zu Magersucht führen, genauso die Ansicht, die Nahrung nicht verdient zu haben, besonders im Bewusstsein hungerleidender Menschen. Die Ablehnung des Körpers ist oft der Anstoß. Der ist “schuld” an allem.

Die Ausreden: “ich habe nichts anzuziehen und kann nicht mit auf den Ball kommen” oder: “ich bin zu dick, um mich den Menschen zu zeigen” sollen verbergen, dass es diese Angst gibt, am Leben teilzuhaben. Die Selbstentwertung hat bereits stattgefunden. Nun sind die Folgen zu ertragen. Das Versagen von Freude wird in Kauf genommen, um nicht in unkontrollierbare Situationen zu geraten. So kommt es zu Übergewicht oder man kleidet sich nachlässig. Auch Alkohol-, Drogen- oder Spielsucht sind Formen von Selbstsabotage.

Hat man die Selbstsabotage im Griff, wirkt sie sich immer noch negativ aus, indem man verzichtet und Opfer bringt als freiwillige “Strafe” für die empfundene Schuld. Entsagung und Entfernung von der Gesellschaft lindern den Stress. Ihre “guten Werke” tun sie nicht aus Liebe zu ihren Mitmenschen, sondern wegen ihrer Schuldgefühle. Sie werden häufig von anderen ausgenutzt.

Menschen mit diesem inneren Widerstand lassen sich stark davon leiten, was andere Menschen über sie denken. Sie urteilen über sich selbst negativ, befürchten, dass ihre Mitmenschen das ebenfalls tun und versuchen deshalb um jeden Preis, ihre “Fehler” und ihre “Schandflecke” zu überdecken. Um ihr selbst empfundenes negatives Image zu stützen, “hungern” sie förmlich nach Komplimenten. Aber selbst wenn sie diese bekommen, glauben sie es nicht. Sie wollen attraktiv sein, Botox und Schönheitsoperationen sind für sie verzweifelte Versuche, ihre selbst empfundene Häßlichkeit zu korrigieren. Die Ergebnisse sprechen oft für sich und bestätigen so das negative Selbstbild.

Wenn diese Menschen es schaffen, weniger davon abhängig zu sein, was die anderen denken und sich mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu konzentrieren, können sie diese Angst vor Lebendigkeit überwinden. Kontrollwahn wird dagegen mit Sicherheit scheitern.

A3. Selbstaufopferung
Selbstaufopferung ist die Angst vor Wertlosigkeit. Nicht gemeint ist hier die religiöse Definition eines Märtyrers, nach der jemand freiwillig für seinen Glauben oder seine Weltanschauung einsteht und dafür Leiden und Nachteile inkauf nimmt. Gemeint ist eher die Vorstellung, dass man das Leiden verdient hat und einem die Opferrolle vom Schicksal zugeteilt worden ist. Selbstaufopferung bedeutet also: Leiden als Bestimmung.

Auch hier sind in der Regel Prägungen und frühe Erfahrungen verantwortlich, die in der Psyche Spuren hinterlassen haben. Kinder, die es ihren Eltern nie Recht machen konnten, die zu Unrecht für Missetaten beschuldigt wurden, die sie nicht begangen haben, die für andere den Kopf hinhalten mussten, die von der Mutter beschimpft und abgelehnt wurden, weil durch ihre Geburt eine Beziehung zerstört oder eine Karriere beendet wurde. Kinder, die durch ihre strenge religiöse Erziehung „gelernt“ haben, dass nur ein leidender Mensch die Anerkennung Gottes erlangen kann, empfinden Wertlosigkeit, sehen sich als unnütz und unwert und sind außerstande, sich als Kind dagegen zu wehren.

Ihre Rolle ist die des unschuldigen Opfers. Selbstmitleidig und nach Mitleid Ausschau haltend, sind sie oft Menschen, die immer und überall über ihre Probleme erzählen und sich beschweren. Dann sind es die Umstände, die Mitmenschen, das System oder sonst irgendwer, der daran schuld ist. Sie glauben selten daran, dass sie selbst etwas an ihrer Lage ändern können. Die Selbstverantwortung ist verloren gegangen, weil kein Selbstwertgefühl vorhanden ist. Sie vertreten dabei ihre Position sehr überzeugend. Sie schaffen es auch geschickt, Hilfe abzulehnen oder als sowieso nutzlos zu bezeichnen. Täten sie das nicht, wäre ja ihr Leiden und damit ihre Opferrolle beendet. Diese Möglichkeit existiert jedoch nicht für sie. Der Glaube, dass sie zu Recht in der Opferrolle sind, ist zu stark.

Aus Opfern werden dann manchmal Ankläger, die ihre wohlmeinenden Helfer beschimpfen: “Siehst du, ich habe ja gleich gesagt, dass du mir auch nicht helfen kannst. Ich bin eben immer der Dumme im Leben, der alles ertragen muss, ich Armer.“ Oder: “Ich hatte mich so gefreut, dass mir mal jemand hilft, aber jetzt hast du es nur noch schlimmer gemacht.“ Dieses Spiel ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Jeder kennt in seinem Bekanntenkreis Menschen mit solchen „Symptomen“. Ursache ist die Angst, missachtet und gedemütigt zu werden und sich selbst als wertlos zu empfinden. Die „Scheinerfolge“, indem man den anderen vorführt, dass sie selbst auch nicht in der Lage sind zu helfen, also genauso minderwertig sind, ist schon für sie eine kleine Verbesserung des Selbstwertgefühls. Wenn man sich selbst nicht für wertvoll hält, zeigt man anderen, dass sie es auch nicht sind.

Oft verbringen diese Menschen ihr Leben immer wieder in Beziehungen mit Partnern, die sie ausbeuten und missbrauchen. Sie können sich nicht daraus lösen, weil sie nur durch den Gewinn der anderen ein Gefühl von Selbstwert erleben. Man glaubt, es verdient zu haben, von anderen “verzweckt” und zum Objekt gemacht zu werden.

Wenn man diesen inneren Widerstand im Griff hat, übt man sich in Selbstlosigkeit. Ein schwaches Ego, die Zurückstellung des eigenen Willens, das klaglose Ertragen von Unglück, womöglich der ehrlich gemeinte Hinweis, dass es anderen ja noch viel schlimmer geht, in der Rolle des Helfers Leid unermüdlich auf sich nehmen, sich als Kämpfer für die Kameraden einsetzen ungeachtet des eigenen Befindens, als Gelehrter ein entbehrungsreiches Leben führen für die Wissenschaft oder als Gestalter für die Kunst, das sind praktische Beispiele für positive Selbstaufopferung, auch wenn immer noch die Angst dominiert, sonst nichts wert zu sein.

Auch hier nochmals der Hinweis, dass es großartige Menschen sind, die solche Dinge tun. Man sollte aber unterscheiden, ob man sich selbst opfert, weil es die eigene Bestimmung ist, zu leiden oder ob man diese Opfer aus Liebe zu sich selbst bringt und in der Verbundenheit mit seinen Mitmenschen Opfer zu bringen für andere, weil diese hilfsbedürftig sind und man selbst in der Lage ist, dieses Opfer zu bringen, ist nämlich eine andere Sache. Es kommt also nicht nur darauf an, das Richtige zu tun, sondern aus dem richtigen Grund. Nur das führt wahrhaftig zum Glück.

B. Antwort durch Abwertung anderer und Ablehnung eigener Verantwortung
Alle drei Unterarten haben etwas mit der Überhöhung der eigenen Person zu tun. Es sind Antworten auf die Abwertung und Verzweckung durch andere, indem man selbst zu einem ähnlichen Verhalten übergeht. Man entkommt der Opferrolle, indem man selbst andere zum Opfer macht. Oder man leugnet die Verantwortung für das eigene Tun, indem man die Schuld bei anderen Menschen oder in den Umständen sieht. Man fühlt sich getrennt von anderen Menschen, insbesondere von Menschen, die in den eigenen Augen einen geringeren Wert haben. Man wetteifert auch ständig mit Menschen der gleichen Stufe, um sich wertvoll zu fühlen. Das eigene Selbstwertgefühl ist so niedrig, dass man sich ständig um Anerkennung durch andere bemüht. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Anerkennung berechtigt ist. In jedem Fall ist der Grund die Angst, abgewertet zu werden. Das Selbstwertgefühl wird an die Bewertung durch andere geknüpft, genau so wie bei der eigenen Abwertung. Das Ich ist ebenso undurchsichtig, die Seele ist auch kaum zu erkennen.

B1. Selbstsucht
Selbstsucht oder auch Gier oder Maßlosigkeit, ist die Angst, von Irgendetwas zu wenig zu haben. Die Angst, Mangel leiden zu müssen, ist unerträglich. Man verlangt nach mehr als man selbst braucht, schaut begehrlich auf alles, was andere besitzen. Man häuft Besitz an als Selbstzweck, ohne es wirklich zu brauchen oder verdient zu haben. Dabei kann es um Geld, Reichtum oder anderen Besitz gehen oder um Konsumgüter wie Speisen, Getränke oder Drogen. Auch immaterielle Güter wie Wissen, Macht, Ruhm, Anerkennung oder Freizeit können Gegenstand von Selbstsucht sein, von denen man nicht genug bekommt, aus Angst, zu wenig zu haben. Im Extremfall führt diese Angst vor Mangel zu Habgier, Neid, Geiz, Wollust und Völlerei.

Die Vorstellung, Glücklichsein durch ein Mehr an Gütern zu erreichen, wird ausgelöst durch das Gefühl von Mangel. Dieses Mangelgefühl wird gleichgesetzt mit Unglücklichsein. Dies kann zu einer nicht endenden Spirale werden, denn wenn ein “mehr” nicht zu mehr Glück geführt hat, dann hilft nur “noch mehr”. Unsere Konsumgesellschaft ist stark geprägt von diesem Streben nach “mehr”, beschönigt als “Wachstum”. “Wenn jeder an sich denkt, ist auch an alle gedacht”. Dieser Satz kennzeichnet diese Selbstsucht, die nicht erkennt, dass Geben und Uneigennützigkeit zu wahrer Fülle führen. Dieses vermeintliche Paradoxon vermögen sie nicht zu durchschauen.

Ein selbstsüchtiger Mensch glaubt, attraktiv zu sein. Er sieht sich im Zentrum des Universums mit einer starken Anziehungskraft, die alles zu einem bringt. Er ist nur an sich selbst interessiert, erwartet aber von den anderen, dass sie an ihm interessiert sind. Er schätzt es, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Er glaubt, dass alles von allein zu ihm kommt und dass er das auch verdient. Undankbarkeit ist eine Begleiterscheinung.

Hat man diesen inneren Widerstand einigermaßen im Griff, bleibt immer noch eine gewisse Selbstbezogenheit. An erster Stelle steht, dass es einem selbst gut geht. Das Außen wird wenig wahrgenommen oder an die zweite Stelle gesetzt. Die Selbstbezogenheit steht dann in Konkurrenz zur Anteilnahme für andere.

Das Bewusstsein des Mangels ist manchmal mit Neigung verbunden, nichts abgeben zu können, nichts wegschmeißen zu können und alles zu horten für schlechte Zeiten. Dies ist ein Phänomen, das besonders die Nachkriegsgeneration von ihren Eltern übernommen hat, die viele Entbehrungen durchlitten haben. Eine Selbstbezogenheit ist hier oft gar nicht zu erkennen.

B2. Selbstüberlegenheit
Eine Selbstüberlegenheit entsteht durch die Angst vor Unzulänglichkeit und Abwertung. Anders als die ersten inneren Widerstände unter A. führt die Angst aber nicht zu einer Selbstentwertung, sondern zu ihrem Gegenteil: Zur Selbstüberlegenheit und zur Abwertung von anderen. Selbstüberhöhung ist ein anderes Wort dafür, oder auch Hochmut, Arroganz oder Selbstgefälligkeit. Es handelt sich um eine Fehlwahrnehmung des eigenen Selbst, um ein aufgeblähtes Selbstbewusstsein, ungeachtet der Realität. Im Volksmund werden diese Menschen oft als „eingebildet“ bezeichnet. Man unterscheidet sich von anderen und sieht sich als wertvoller an als es die anderen sind. Man fühlt sich überlegen. Die anderen, das kann sich auf jegliche Gruppenzugehörigkeit beziehen (Nationalität, Rasse, Gesellschaftsschicht, Religion) oder auf die eigene Leistungsfähigkeit (z. B. Bildung, Vermögen oder die Rolle, die man zugeteilt bekommen hat).

Das Streben nach Ehre und Anerkennung, die Wertschätzung für Erfolg und der Wunsch, dazuzugehören, sind die Triebkräfte dieses inneren Widerstandes. Man versucht, mit Selbstdarstellung, Auftreten, Attitüden und übertriebenem Gehabe zu demonstrieren, dass man wichtig ist und erhaben über dem Durchschnitt steht. Viele haben eine verschobene Wahrnehmung ihrer eigenen Fähigkeiten, Talente, Intelligenz und sonstigen Eigenschaften. Sie müssen Perfektion demonstrieren, weil sie glauben perfekt sein zu müssen. Das ist ihr Anspruch, sonst fühlen sie sich zu wenig beachtet.

Oft gibt es einen Wettstreit zwischen Menschen mit diesem gemeinsamen inneren Widerstand. Man tritt auf, um von anderen gesehen und bewundert zu werden. Ignoriert oder übersehen zu werden, können solche Menschen nicht ertragen.

Dahinter verbirgt sich die Angst vor Verletzung oder vor negativer Beurteilung. Man will sich nicht eingestehen, dass man nicht perfekt ist und andere dürfen es schon gar nicht durchschauen. Man entschuldigt sich nie, kann keine Fehler zugeben und übertreibt regelmäßig in der Darstellung seiner Erfolge und seines Könnens.

Die Ursachen liegen wieder in frühen negativen Erlebnissen, z. B. der Kritik von Eltern. Äußerungen wie: “Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder“ führen dazu, dass dieser negative Vergleich mit erhaltener oder verwehrter Zuwendung verknüpft wird. Ich werde nur geliebt, wenn ich besser bin als andere. Ich muss besser sein, um geliebt zu werden. Mit anderen Worten: Ich bin nie gut genug.

Hochmut ist die gegenteilige Strategie von Selbstentwertung: Beides ist gleich falsch und entsteht aus Minderwertigkeitsgefühlen. In beiden Fällen möchte man sich vor den gefürchteten Folgen schützen. Bevor man Opfer wird, wird man hier lieber selbst zum Täter.

Hat mein seinen Hochmut im Griff, bleibt oft der Stolz. “Ich bin ein guter Mensch”; “ich bin ein Leistungsträger und leiste gute Arbeit”; “ich benehme mich ordentlich und immer korrekt”. Man versucht, seinem hohen Anspruch an sich selbst jederzeit gerecht zu werden und erwartet, dass das anerkannt wird. Falls ein stolzer Mensch auf einen Fehler oder eine Unvollkommenheit hingewiesen wird, gibt es immer eine Rechtfertigung dafür oder eine gute Ausrede oder Entschuldigung.

Nicht selten leisten solche Menschen auch wirklich Überdurchschnittliches und sehen es deshalb als gerechtfertigt an, sich von anderen abzugrenzen und sich höherwertig zu fühlen. Dabei übersehen sie, dass sie durch die Abgrenzung von anderen nicht mehr in der Lage sind, wahrhaft glücklich zu sein. Es entsteht viel Leid anstatt ein „mehr“ durch Verbundenheit. Das Selbstwertgefühl entsteht nur aus dem Außen nicht aus einem Bewusstsein der Seele. Das Getrenntsein von anderen verdeckt den Blick auf die eigene Seele.

B3. Ungeduld
Ungeduldige Menschen haben Angst, etwas zu verpassen oder zu versäumen. Diese Angst treibt sie zum Handeln. Dabei fällt es Ihnen schwer, abzuwarten, dass etwas geschieht. Aus menschlicher Sicht ist die Zeit begrenzt und die Lebenszeit ungewiss. Deshalb will man vermeiden, sie zu vergeuden.

Problematisch wird es, wenn man versucht, durch Voreiligkeit Dinge zu beschleunigen. Diese Hastigkeit führt zu Fehlern, deren Korrektur oft mehr Zeit beansprucht, als wenn man es mit Ruhe getan hätte. Viele Menschen beginnen etwas Neues, ohne das Alte vorher beendet zu haben. Die Nachteile, die sich daraus ergeben, werden oft gar nicht wahrgenommen. Dann wird die Ursache bei Dingen gesucht, die man selbst nicht zu verantworten hat: bei anderen Menschen oder der mangelnden Zeit.  

Im zwischenmenschlichen Miteinander sind ungeduldige Menschen oft kurz angebunden, fahren anderen über den Mund, sind barsch, schroff und anmaßend und brüskieren mit diesem Verhalten ihre Mitmenschen. Ihre Grobheit ist verletzend und unhöflich. Das macht sie nicht beliebt. Ihre Ungeduld, anderen zuzuhören, macht sie blind für das Empfinden anderer. Stattdessen ist es als würden sie sagen: „Das, was du sagen willst, ist nicht so wichtig wie das, was ich sagen will.” Statt zuzuhören und zu verstehen, bereiten sie nur ihre eigene Rede vor. Weil sie die anderen, die nicht schnell genug sind, als Behinderung ihres Selbst empfinden, werden die “Störenfriede” ohne viel Rücksicht behandelt. Aber sie erwarten selbst Respekt. Aus diesem Denken entspringt Intoleranz, auch gegenüber sich selbst. Die Folge ist eine ständige Anspannung und Verkrampftheit, die das Leben beherrscht. Damit ist Aggressivität verbunden. 

Am liebsten macht der Ungeduldige sowieso alles selbst. „Gib her, das dauert mir zu lange“ oder: “Lass mich das schnell machen“ sind typische Äußerungen von Ungeduld. Jemanden um Hilfe zu bitten ist ein Zeichen von Schwäche oder gar eine Niederlage. Tut man es dennoch, dann oft nur, um wieder einmal zu zeigen, dass es nutzlos war. Man hätte es doch besser selbst gemacht. Rastlosigkeit und Unzufriedenheit sind so vorprogrammiert.

Man ist auch ein schlechter Verlierer, im Sport und auch im Leben. Schwäche ist nicht akzeptabel auch nicht für einen selbst. Ausrede ist dann wieder die fehlende Zeit: Hätte das Spiel noch zehn Minuten gedauert, hätten wir gewonnen; wir waren ganz nah dran und der Schiedsrichter hat sowieso zu früh abgepfiffen.“

Wenn in jungen Jahren der Erfolgsdruck zu Ungeduld führt, dann ist es im Alter die Furcht, nicht mehr alles zu schaffen, was man sich für dieses Leben vorgenommen hat. Da sind noch so viele Bücher zu lesen, Reisen zu unternehmen, Freundschaften zu pflegen, Wohnungen einzurichten, Häuser zu bauen, Gärten anzulegen usw. und dann ist das Leben schon zu Ende. Manchmal zieht der Körper hier die Notbremse, es gibt eine schwere Krankheit, die einen ans Bett fesselt und zur Ruhe zwingt. Manchmal gelingt es dann, umzudenken. Man merkt, was man alles verpasst hat in der Sorge, nichts zu verpassen.

Eine Lösung könnte sein, sich bewusst zu machen, dass ein Menschenleben gelebt und nicht durcheilt werden soll. Durch mehr Achtsamkeit zu lernen, mehr im Jetzt zu sein und das auszuhalten, was man nicht ändern kann. Die Seele hat alle Zeit der Welt, um sich zu entwickeln. Diese Erkenntnis kommt manchmal spät. Oder auch gar nicht.

Im Extremfall entstehen Intoleranz und Unduldsamkeit. Despotisches Verhalten wird mit Willensstärke verwechselt. Man ist sich dessen selbst nicht bewusst. Kleinigkeiten reichen aus, um die Ungeduld zu wecken. Überreaktionen, Wut- oder Trotzanfälle sind häufig zu beobachten. Ärger und Missmut bestimmen so den Tag; niemand kann es einem Recht machen. 

Hat man seine Ungeduld einigermaßen im Griff, bleiben noch immer Waghalsigkeit und Dreistigkeit. Knappe Zeit wird durch beherztes Eingreifen ausgeglichen. Aus Ungeduld werden Risiken in Kauf genommen. Der sicherere Umweg wird nicht genommen. Regeln und Gesetze werden verletzt. Menschen, die einen aufhalten wollen, werden mit kleinen Lügen: “Ich habe aber die Erlaubnis” ausgetrickst. Die eigene Ungeduld ist als Begründung ausreichend: „Ich habe es eilig.“ Es wird Kompetenz demonstriert, ob das stimmt oder nicht ist egal. Das Ziel muss erreicht werden. Man springt ein, wenn sich niemand anders traut. Hat man Erfolg und niemand nimmt Schaden, hat man die Situation gemeistert und man ist der Held.

C. Unnachgiebigkeit
Dieser innere Widerstand unterscheidet sich von den beiden anderen. Er kann parallel zu den anderen auftreten oder eigenständig. Hinter Unnachgiebigkeit verbirgt sich die Angst vor Veränderung und der damit verbundenen Unsicherheit und Unberechenbarkeit. Neue Situationen sind unbekannt, gefährlich und bergen Risiken. Deshalb müssen sie vermieden werden. Sogar eigene, innere Impulse, sich selbst zu verändern, werden verdrängt. Gewohnheit schafft Sicherheit. Veränderungen könnten alles zerstören. Man hat die Überzeugung: “Jede Veränderung ist mit einem Verlust verbunden.” Aber Leben heißt Veränderung. Jede Veränderung abzulehnen bedeutet deshalb, das Leben selbst abzulehnen. Ohne Veränderung geschieht keine Entwicklung.

Dickköpfigkeit, Bockigkeit, Sturheit, Starrsinn, Beharrlichkeit, Unbeweglichkeit, Hartnäckigkeit, Eigensinn, Halsstarrigkeit, Verstockung, Rechthaberei und Konservativität sind alles Facetten dieses inneren Widerstandes. “So war es, so ist es und so bleibt es”; “da könnte ja jeder kommen”; “das sind ja ganz neue Sitten”; “bleibt mir vom Leib mit eurem neumodischen Kram”. Das sind typische Aussagen von Menschen bei denen die Unnachgiebigkeit ein innerer Widerstand ist.

Das Denken, Fühlen und Handeln wird bestimmt durch Willkür und Inflexibilität. Die Strategie besteht deshalb darin, alles Neue zurück zu weisen und möglichst schon im Keim zu ersticken. Die Notwendigkeit von Veränderungen wird grundsätzlich abgelehnt. Missstände werden ignoriert oder beschönigt. Wünsche zur Verbesserung einer Situation werden als unvernünftig oder unlogisch abgetan. Es ist eine Verhinderungsstrategie, um den permanenten Kampf mit der nach Veränderung und Entwicklung strebenden Außenwelt zu bestehen, indem man einfach „nein“ sagt. Begründungen sind nicht erforderlich. Wenn diese Strategie nicht erfolgreich ist, – Veränderungen erfolgen gegen den eigenen Willen – kommt es meist zu einem Ausbruch, der die dahinter liegende Angst offenbart: „Wie kannst du es wagen, mir das anzutun. Das ist ungeheuerlich, ein unverschämtes Verhalten und eine Zumutung.”

Im Extremfall wird der innere Widerstand zu Starrsinn. Diese Starre verkrampft, engt ein und macht bewegungslos. Eine Festschreibung des Bestehenden, unbeeindruckt von Logik, Wünschen und Gefühlen. Das Festhalten an einer schrecklichen Situation ist im Zweifel „ungefährlicher“ als jede mögliche Veränderung. Es könnte ja noch schlimmer werden. Dann lieber das Gewohnte, auch wenn man darunter leidet.

Hat man diesen inneren Widerstand im Griff, wird er zu Bestimmtheit und Entschlossenheit. Hier empfindet sich der Mensch als unwiderstehliche Kraft. Egal, was jemand sagt oder einwendet, besteht er darauf, dass sein Weg der richtige ist. Resolut und beharrlich steht er unerschütterlich zu seiner Meinung, wie ein Fels in der Brandung. „Wenn die Situation für mich gut genug ist, sollte sie es auch für die anderen gut genug sein.“ Oft führt diese Haltung der Entschlossenheit und Bestimmtheit zu etwas Gutem: Wenn andere unentschlossen sind, die Lage nicht überblicken oder die Folgen von Veränderungen nicht sieht, dann schätzt man diese wertvolle Eigenschaft. Aber es kann auch nachteilig, schädlich und gefährlich sein, wenn ein Unglück in Kauf genommen wird, weil der eigene Wille durchgesetzt werden muss.

Der Weg zur Heilung
Vermutlich konnte sich jeder Leser irgendwo in irgendeiner meiner Aussagen zu den inneren Widerständen erkennen. Das ist nicht verwunderlich. So ist unsere Welt. Der Mensch ist unvollkommen. Diese Unvollkommenheit erschafft neue Unvollkommenheit. Und Leid. Und Unglücklichsein. Die Unvollkommenheit wird weitergegeben an andere Menschen, besonders an die Jüngsten und Empfindlichsten in der Gesellschaft, unsere Kinder. So verbreitet sich Fehlerhaftigkeit und Unglücklichsein in der ganzen Gesellschaft. Das ist also alles „normal“. Es ist normal, dass so wenige Menschen wahrhaft glücklich sind. Die meisten empfinden gar nicht, dass sie unglücklich sind oder halten das für normal, ein unausweichliches Schicksal. Wie sollte man auch anderes denken, wenn man wahrhaftiges Glücklichsein noch nie erlebt hat? Eine Raupe hat noch nie erlebt wie es ist, zu fliegen. Vielleicht hat es eine gewisse Ahnung, aber es gibt keine eigenen Erinnerungen, die eine Sehnsucht wecken könnte. Erst nach ihrer Entwicklung zu einem Schmetterling weiß sie wirklich, was fliegen bedeutet. Die Menschen sind schlecht und das Leben ist es auch. Im Grunde wissen wir alle, dass diese “normale” Fehlerhaftigkeit des Menschen zum Unglücklichsein führt. Wir sind in unserem ganzen Leben verstrickt in unsere eigenen Fehler und die unserer Mitmenschen.

Und doch gibt es Möglichkeiten, dieses Unglücklichsein zu überwinden. Natürlich werden wir Menschen niemals vollkommen sein. Egal wie weit wir in unserer persönlichen Entwicklung gekommen sind, wir werden immer wieder an unsere Grenzen stoßen. Aber wir können sehr wohl einen Zustand erreichen, in dem das Glücklichsein unser Normalzustand ist. Erhebende Augenblicke, in denen wir einen wirklich seligen Glückszustand erreicht haben, könnten wir oft erleben. Wir erleben dann, dass eine Steigerung kaum mehr möglich ist und fühlen uns verbunden mit all unseren Mitmenschen, ja sogar mit der gesamten Schöpfung. Verständnis und Vertrauen treten an die Stelle von Angst und Misstrauen. Solche “Einheitszustände” erlebe ich oft, teilweise mehrmals im Monat. In meinem Text “Spirituelle Gotteserfahrungen: Am Tankumsee” habe ich ein solches Erlebnis beschrieben. Normalerweise erleben wir solche Zustände selten in unserem Leben. Ich denke da an die Geburt eines Kindes, an das erste Mal der Erwiderung unserer Liebe, an den perfekten Abend mit unseren besten Freunden, eine erfolgreiche Bergbesteigung oder Ähnliches. Warum so etwas nicht jeden Monat erleben? Oder jede Woche? Auch ohne, dass konkret ein herausragendes Ereignis geschieht? Und abseits dieser herausragenden Momente sind wir dann immer noch sehr glücklich. Das bedeutet, unser “Glücksniveau” ist im Normalzustand schon hoch. Wenn wir dieses Glücklichsein dann doch mal nicht fühlen, dann fällt uns das viel mehr auf als früher. Aber das hat immer Gründe und es lohnt sich, diese Gründe zu suchen. Diese Gründe haben in der Regel immer damit zu tun, dass wir gerade nicht so sind wie wir tief in unserem Inneren sein wollen. Die Situation entspricht nicht unserem inneren Selbstbild. Manchmal äußert sich diese “Störung” des Glücklichseins in Krankheiten oder schlechter Laune, Reizbarkeit und Ähnlichem. Dann sollte man gründlich prüfen, wo die Ursachen sind. Es gibt immer einen Grund, wirklich immer. Das Finden der Ursache im Handeln und Denken von Menschen, ja der ganzen Gesellschaft, birgt die Chance, sich weiterzuentwickeln und gestärkt daraus hervorzugehen. Insofern sind selbst solche Phasen, in denen irgend etwas das Glücklichsein stört, sehr sinnvoll und keineswegs negativ zu bewerten.

Viele Menschen haben einen solchen herausragend glücklichen Augenblick noch nie erleben können. Bereits in früher Kindheit wurden sie zum Objekt gemacht, aussließlich gebraucht zur Erfüllung der Bedürfnisse anderer. Sie lernten, dass sie selbst nicht zählen. Sie wurden Opfer von Menschen, die ihrerseits selbst nur Opfer waren und dem Opfersein zu entkommen hofften, indem sie andere ebenfalls zum Opfer machten. Im westlichen Christentum spricht man von der Erbsünde. Theologisch vielleicht nicht korrekt, beschreibt das Wort diese Vererbung von Leid recht gut, die dann als innere Widerstände unser Leben beeinflussen und uns von gutem Handeln und vom Glücklichsein fernhalten.

Wie kann man denn nun diese inneren Widerstände überwinden? Wie kommt man zu einem Handeln, das endlich unserem guten Wesen entspricht und uns zum Glücklichsein führt? Darauf gibt es keine einfache, aber eine schöne Antwort, die ich in mehrere Abschnitte unterteilen möchte.

Selbsterkenntnis: Das innere Selbstbild und gute Eigenschaften
Es klang oben bereits mehrfach an: Ein positives inneres Selbstbild ist unerlässlich, wenn man wahrhaft glücklich sein will. Das macht die “Schalen” um die Seele, unser Ich, durchsichtig, so dass die Seele in allem Denken und Handeln nicht nur sichtbar, sondern auch bestimmend ist. Einmal erkannt, können diese wichtigsten guten Eigenschaften und das formulierte Selbstbild als Handlungsmaßstab für alle Lebenssituationen dienen. Entsprechen wir gerade unserem Selbstbild? Wie muss ich handeln, um meinem inneren Selbstbild zu entsprechen? Wenn wir vor Entscheidungen stehen, hilft uns das Bewusstsein des Selbstbildes, gute Entscheidungen zu treffen. Natürlich kann es vorkommen, dass wir uns bewusst dagegen entscheiden. Dann bringen wir bewusst ein Opfer für andere, zum Beispiel unseren Arbeitgeber. Dass wir es dann viel schwerer haben, glücklich zu sein, müssen wir dann inkauf nehmen. Und wenn dieses Opfer zu oft vorkommt, wird es sehr schwierig mit dem Glück. Manchmal glauben wir auch, wir seien dazu gezwungen, uns selbst zu verleugnen. Hier kommen unsere inneren Widerstände unter A. zum tragen, also dass man glaubt, es gar nicht anders verdient zu haben oder keine andere Möglichkeit zu haben. Aber wenn das Selbstbild einmal gefunden ist, kommt es der Wahrheit wirklich nahe. Es ist kein Etikett, dass uns von anderen verliehen wurde und dass uns auch wieder genommen werden kann. Es stellt unserer wahres Selbst dar. Niemand hat uns beeinflusst, als wir unsere guten Eigenschaften identifiziert haben. Es sind unsere! Und niemand hält uns davon ab, unserem Selbstbild gerecht zu werden, nur wir selber. Wir treffen immer selbst diese Entscheidungen. Wir können diese Verantwortung nicht auf andere schieben. Wir erschaffen unser Leben selbst. 

Je mehr wir unserem Selbstbild tatsächlich gerecht werden, desto glücklicher wird unser Leben sein. Natürlich bleiben wir unvollkommene Menschen. Wir werden immer wieder an unsere Grenzen stoßen. Aber jeder kleine Erfolg beim “Wir-selbst-sein” wird sich spürbar bei uns auswirken. Es ist also nicht notwendig, perfekt zu sein; jede Mühe lohnt sich. Unser Inneres übertragen wir auf unsere Umgebung. Sind wir uns unseres guten Selbstbildes bewusst, sind wir selbst glücklich und verändern auch unser Umfeld zum Guten.

Vielleicht haben wir auch Zweifel, ob die gefundenen Eigenschaften tatsächlich zutreffen. Oder wir haben Schwierigkeiten, sie überhaupt zu identifizieren. Vielleicht ist das Denken vorherrschend: “Ich bin nicht perfekt. Das muss ich aber sein, um wahrhaft diese guten Eigenschaften mein Eigen nennen zu können.” Nein, wir müssen nicht perfekt sein. Wir müssen es nicht erst geschafft haben, die guten Eigenschaften zu verwirklichen, um sie als die unseren anzusehen. Es kommt nicht darauf an, ganz genau zu wissen, was man selbst für gute Eigenschaften hat. Es reicht aus, eine gute Ahnung davon zu haben, wie man wirklich ist. Und wenn das Selbstbild wie ein Leuchtturm im Sturm des Lebens steht als eine Orientierung zum Glücklichsein, dann sind wir wirklich wer wir sind.

Diese Worte des griechischen Dichters Pindar: „Werde, der du bist“ haben bereits viele Denker als wichtig erkannt, zum Beispiel Friedrich Nietzsche. Dieser Aufruf zur Selbstverwirklichung ist dann nützlich, wenn er sich auf unser innerstes, gutes Wesen bezieht. Wer aber darauf baut, “jemand zu sein”, ein bestimmtes Ansehen oder einen Erfolg zu haben oder eine bestimmte Rolle zu spielen, der baut auf Sand. Das Ich ist dann noch immer nicht durchsichtig geworden, so dass das Gute der Seele nicht wirksam ist.

Verbundenheit mit allen Mitmenschen – ein Gebender sein
Alle Menschen sind miteinander verbunden. Es ist christliche Lehre, dass wir durch die Liebe Gottes miteinander verbunden sind. Aber auch die Buddhisten sagen: Wir sind alle eins. Wie man es auch ausdrückt, diese Wahrheit wirkt sich aus. Wenn ich meinen Mitmenschen Leid antue, dann kann ich selbst nicht glücklich sein. Ich kann allenfalls zufrieden sein, das Triumphgefühl der Überlegenheit fühlen oder erleichtert darüber sein wie gut ich es habe. Glücklich im besten Sinne kann ich nicht sein. Das, was ich gebe, kehrt zu mir zurück. Es kann nichts Gutes aus schlechtem Handeln entstehen. Oder wie Buddhisten es ausdrücken: Das, was du anderen antust, tust du dir auch selbst an. Jesus sagte: Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst. Wir sind alle miteinander verbunden, ob wir es wollen oder nicht. Wir sind uns dieser Tatsache aber nicht immer bewusst. Dieser Verbundenheit sollten wir uns alle bewusst werden. Voraussetzung dafür ist, dass wir das Gute in uns erkennen und daran glauben. Wenn wir uns unseres guten Selbstbildes bewusst werden, bekommen wir eine Ahnung von der guten Beschaffenheit unserer Seele. Dann erst können wir uns der Verbundenheit mit unseren Mitmenschen bewusst sein. Wir werden uns bewusst, dass jede menschliche Seele diese gute Beschaffenheit hat. Dann sind wir auch in der Lage, Verständnis zu entwickeln für andere Menschen. Schlechtes Verhalten empfinden wir dann als Selbstoffenbarung des anderen, anstatt uns angegriffen oder verletzt zu fühlen. Wir erkennen viel leichter, warum jemand so handelt wie er handelt, denn er muss im Leben Schlechtes erfahren haben. So ist der andere Mensch unbewusst, hat also eine mangelnde Selbsterkenntnis und große innere Widerstände. Seine Fehler zeigen wie schwer er es hat, glücklich zu sein. Sie stellen den verzweifelten Versuch dar, mit dem Erlebten umzugehen. Das läuft natürlich alles unbewusst ab. Sich dieser Zusammenhänge bewusst zu werden, ist ein wichtiger Schritt.

Das Gefühl der Verbundenheit mit Allem und Jedem wird größer, wenn wir die allgemeine, allumfassende Liebe, die die Griechen “Agape” nannten, einfließen lassen in alles, was wir tun oder betrachten. Das tun wir, indem wir unsere guten Eigenschaften einsetzen, um anderen etwas zu geben und dadurch selbst etwas Wunderbares zu gewinnen. Man beeinflusst durch sein Denken selbst, ob man Mangel leidet oder eine Fülle erlebt. Wer gibt, beweist sich selbst, Gott oder dem Universum, dass er genug hat, um geben zu können. Dadurch entsteht Reichtum im Sinne von Fülle. Zufriedenheit und Glücklichsein sind die Folge. Ich hörte von einem Obdachlosen in Kalifornien. Wann immer er etwas Geld erbettelte, gab er mehr als die Hälfte anderen, die noch weniger hatten. So war er überall geschätzt und geliebt. Wo er auftauchte, verbreitete er Nächstenliebe. Der Mann hatte nichts, und doch war er reich. In meinem Text Die Fülle erhalten behandele ich das Thema des Gebens mit einigen Beispielen und christlichen Erklärungen.

Wenn beispielsweise Hilfsbereitschaft eine meiner guten Eigenschaften ist, dann werde ich glücklich, wenn ich anderen helfe. Wenn sich der, dem ich helfe, über meine Hilfe freut, dann freue ich mich mit ihm. Es entsteht also eine Win-Win-Situation. So sollte es immer sein. Wenn ich aber helfe, nur weil ich es für meine Pflicht halte, der ich auch nicht entfliehen kann, dann nehme ich das Gute nicht an, das ich aus dem Helfen gewinnen könnte. Vielleicht halte ich es für unangemessen, nur zu helfen, wenn ich selbst etwas davon habe. Vielleicht glaube ich, dass ich das eigene Glück nicht verdient habe. Wenn ich so denke, dann zehre ich mich selbst auf. Meine Energie schwindet. Ich werde krank. Und ich bleibe unglücklich, obwohl ich Gutes tue. Meine inneren Widerstände sind noch immer vorherrschend. Deshalb ist das Erkennen der inneren Widerstände wichtig. Erst dann bin ich in der Lage, bewusst die Entscheidung zu treffen, dass auch ich es verdient habe, dass das Gute, das ich gebe, zu mir zurück kommt. Ja, es ist die persönliche Entscheidung von uns selbst. Niemand anders entscheidet, dass wir selbst das Gute nicht verdient haben. Wir haben es verdient. Jeder Mensch verdient es, glücklich zu sein. Jeder Mensch ist wertvoll. Jeder Mensch hat dieses Gute in sich. Viele Menschen mussten erfahren, dass sie einmal zu viel zum Objekt gemacht wurden. Sie haben keine Erfahrung darin, sich als wertvoll zu betrachten. Aber es lohnt sich wirklich sehr, zu glauben, dass man tatsächlich genug ist und Gutes in sich hat, das man anderen geben kann.

Wenn man in dem Bewusstsein gibt, dass das Geben dem eigenen Selbstbild entspricht und dass das Gute zu mir auf irgendeine Weise zurückkehrt, dann ist man auch in der Lage, “nein” zu sagen. Es ist nicht immer die richtige Zeit zum Helfen. Vielleicht brauche ich selbst mal Ruhe oder einfach Zeit für mich. Vielleicht widerspräche das Helfen auch meinem Selbstbild, beispielsweise wenn ich helfen soll, etwas Unrechtes zu tun. Zu glauben, niemals “nein” sagen zu dürfen, führt zu Unglück. Deshalb ist das eine wichtige Erkenntnis: Ja, ich darf “nein” sagen und selbst darüber entscheiden, wann ich was gebe. Ich allein bin dafür verantwortlich, darauf zu achten, dass ich selbst etwas Gutes daraus gewinne. Damit meine ich keinesfalls, dass ich alles aus einer Berechnung heraus geben soll. Das wäre ebenfalls falsch. Egoismus führt nicht zum Glück. Aber wenn ich zu viel gebe, ohne dafür Gutes zu empfangen, dann geht es mir an die Substanz. Die Folge sind Depressionen und Krankheiten. In dem Zusammenhang nutze ich oft den Spruch: “Alles zu seiner Zeit”.

Ein anderes Beispiel: Für viele Menschen ist die Musik das Leben. Für sie steht fest: Ohne Musik wäre die Welt arm. Sie hören nicht nur viel Musik, vielleicht machen sie selber Musik. Sie spielen ein Instrument, komponieren oder legen Musik auf. Das bedeutet, sie geben den Menschen Musik, um sich und andere glücklich zu machen. Ist dieses Bewusstsein vom Geben nicht vorhanden, zum Beispiel weil nur das Geld im Vordergrund steht, dann kann man zwar reich, aber nicht glücklich werden. Es ist gut, wenn man Geld verdient und man darf auch viel Geld verdienen, aber das sollte nicht der Hauptzweck des Gebens sein. Bei manchen Musikern steht vielleicht auch das eigene Ich im Vordergrund. Man zieht daraus Energie, dass man bewundert und geehrt wird. Auch hier kann wahrhaftiges Glücklichsein kaum entstehen. Innere Widerstände machen sich hier sehr bemerkbar. Wenn der Musiker den Menschen seine Musik schenken möchte, um sie zu erfreuen und glücklich zu machen, dann kehrt dieses Geschenk zu ihm selbst zurück. Es gibt auch Menschen, die zwar ein Instrument spielen können, dies aber nur zum Gefallen anderer tun, zum Beispiel wenn Kinder von den Eltern gezwungen oder zumindest gedrängt werden, aber dieses “musikalische Feuer” in ihnen nicht brennt. Das Musizieren macht ihnen im Grunde wenig Freude. Dann kann weder ein “Funke” auf die Zuhörer überspringen noch kann der Musiker selbst glücklich werden. Wenn aber die Musik ein Teil der eigenen Persönlichkeit ist, dann sollte der Musiker zuallererst für sich selbst spielen. Aber er sollte es auch anderen schenken. Somit nutzt er seine Musik, um die Welt etwas besser zu machen und den Menschen zu helfen und ihnen Freude zu machen. Dann wird er wirklich seinem Selbstbild gerecht.

Besonders Menschen mit dem inneren Widerstand der “Selbstsucht” haben Schwierigkeiten, zu geben, besonders wenn es um Materielles wie Geld geht oder um die knappe Zeit, die sie glauben nicht zu haben. Sie befürchten, dass sie dann nicht genug hätten, um glücklich zu sein. Die Selbsterkenntnis ist auch hier notwendig. Dann kann man bewusst anders handeln und einfach mal geben wo man sonst nichts gegeben hat. Ob das ein paar Euro sind, die man einem Bettler gibt, oder ob es Geld ist, das man einem Freund gibt, der in Not ist oder ob es die knappe Zeit ist, von der man bewusst gibt und dabei anderen Menschen etwas Gutes tut, um so dem eigenen Selbstbild zu entsprechen. Wer gibt, erhält die Fülle. Das ist auch fester Bestandteil der christlichen Lehre:

“Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben.” – Lukas 6,38

Das Annehmen von dem, was geschieht
In allem, was geschieht, liegt auch immer etwas Gutes. Dieses Wissen zeigt sich in Redensarten wie: „Glück im Unglück haben“ oder „Wer weiß schon, wozu das gut sein wird.“ Im Englischen heißt es: „A blessing in disguise“ („ein Segen in Verkleidung“). Hamlet stellt im Gespräch mit Rosencranz fest: „…, for there is nothing either good or bad, but thinking makes it so.” („…, denn an sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu.”)

Seit meiner Krebserkrankung habe ich das sehr oft erlebt. Eigentlich kann ich sogar sagen: Ich erlebe das ständig und im Kleinen wie im Großen. Mittlerweile habe ich sogar einige Übung darin, in jeder unangenehmen Kleinigkeit, in jeder Krankheit, in jedem Misserfolg etwas Gutes zu sehen, das es mir ermöglicht, noch mehr ich selbst zu werden. Meine Krebserkrankung selbst ist das beste Beispiel dafür: Ich war fast tot, war vier Jahre arbeitsunfähig und musste von Sozialhilfe leben. Aber ich bin nun so viel glücklicher als früher. Ich bin mir viel mehr meines Selbst bewusst geworden. Ich bin der geworden, der ich eigentlich bin. Wie könnte ich also sagen, dass die Krankheit etwas Schlechtes war?

Das, was geschieht, bewerte ich deshalb nicht. Ich kämpfe innerlich nicht dagegen an. Die so eingesparten Kräfte stehen mir für das Gute zur Verfügung. In mir ist ein tiefer Frieden. Entscheidungen, die ich aus diesem Frieden heraus treffe, sind gute und starke Entscheidungen. Sollte ich Schwierigkeiten haben, das, was geschieht, nicht zu bewerten, erlaube ich dem Schlechten, zu sein. Damit trenne ich das schlechte Gefühl von mir und kann es betrachten. Aber es beherrscht mich nicht. Wenn es gut ist, Dinge zu ändern, dann ändere ich sie; ich muss nicht alles hinnehmen. Durch den Zwischenschritt des Nichtbewertens ist dies dann aber keine spontane emotionale Antwort, sondern entsteht aus dem Erkennen des Guten und aus Vertrauen. Mein ganzes Handeln hat dadurch eine große Kraft, denn es kommt aus meinem tiefsten Inneren.

Das Schlechte, das wir erleben, ist unerlässlich, damit wir das Gute erkennen. Erst durch sein Gegenteil vermögen wir, etwas Gutes wertzuschätzen.Ohne Schwarz gibt es kein Weiß und ohne Weiß kein Schwarz. Viele Menschen lieben blauen Himmel und Sonnenschein. Lebten wir aber ausschließlich in einer Region, in der es immer Sonne und blauen Himmel gibt, würden wir das “gute Wetter” gar nicht so empfinden. In den meisten Regionen der Welt gibt es auch Regen und Wolken. Nur, weil wir auch solche unterschiedlichen Wettererfahrungen machen, bewerten wir sonniges Wetter als schön. Nur weil wir Schmerzen und Krankheiten erfahren, wissen wir Gesundheit zu schätzen. Nur wenn wir Misserfolge erleben, wissen wir Erfolg zu schätzen. Nur wenn wir Sackgassen erleben, finden wir neue Wege. Das Schlechte in der Welt und in unserem Leben muss es also geben, damit wir das Gute in allem erkennen und uns entwickeln können.

Als Christ  sehe ich das so: Gott versieht alles mit einem Sinn für mich, denn ich bin mir seiner bedingungslosen Liebe gewiss. Darauf kann ich in jeder Lage vertrauen. Ängste sind mir inzwischen sehr fremd geworden. Eigentlich sind Ängste etwas Gutes, denn sie treiben uns zu sinnvollem Handeln. Solche Ängste im Sinne von Furcht meine ich hier nicht. Ich spreche von Ängsten, die ein Gefühl der Ohnmacht und des Zweifels mit sich bringen, ob alles wirklich gut wird und ob ich dem gewachsen bin. Ich weiß, dass Gott entweder hilft oder in das, was geschieht, etwas hineinlegt, das mich näher zu ihm führt und weiter in meiner Selbsterkenntnis. Alles führt mich dahin, weiter der zu werden, der ich in Wirklichkeit bin. Es ist, also ob Jesus Christus an meiner Seite ist und sagt:

“Ich bin auf jeden Fall bei Dir. Wir sind doch immer zu zweit. Du bist niemals allein. Seite an Seite werden wir immer gewinnen, was auch geschieht. Gott wird uns auch immer die Kraft schenken, das zu tun, was uns ihm und uns selbst näher bringt. Und selbst wenn Gott nicht eingreift und Dinge ändert, verleiht er dem, was geschieht, einen guten Sinn, der uns glücklicher macht. Lass uns den guten Sinn in allem suchen!”

In meinem Text Gelassenheit – Das Annehmen des Augenblicks beschäftige ich mich ausführlicher mit diesem Thema.

Das Verhältnis von Geist und Materie
Viele Menschen glauben, dass der menschliche Geist nur ein Ergebnis von Materie ist. Unser Gehirn erschafft demnach unser Ich. Und eine Seele gibt es nicht, denn man kann sie im Gehirn nirgendwo verorten. Solche materialistischen Gedanken entsprechen meiner Überzeugung nach nicht der Wirklichkeit. Den letzten zwei Abschnitten, über das Geben und über den guten Sinn in allen Dingen, liegt eine andere Erkenntnis zugrunde: Der Geist schafft die Wirklichkeit. Die Seele ist ewig und existiert auch ohne den menschlichen Körper. Das ist Inhalt der Religionen. Die Seele ist zuerst da. Damit sie als Mensch in dieser Welt existieren kann, müssen Gehirn und Körper so funktionieren wie es vorgesehen ist.

Und das können wir in der Praxis unseres Lebens ständig erfahren. Wir wissen beispielsweise um die Wirkung von Placebos. Medikamente haben eine Wirkung, selbst wenn sie keine Wirkstoffe enthalten. Es reicht aus, dass wir glauben, dass ein Wirkstoff enthalten ist. Weltweit gibt es zig medizinische Studien mit placebo-chirurgischen Eingriffen, bei denen sich herausstellte, dass der Heilungseffekt bei den Placebo-Patienten identisch war wie bei den Verum-Patienten. Dass Placebos wirken, ist eine wissenschaftliche Erkenntnis. Aber warum wirken sie? Zuerst ist der Gedanke da. Der Gedanke erschafft dann die Wirklichkeit. Nach materialistischen Prinzip dürften Placebos nicht wirken. Jesus hat viele Menschen geheilt. Danach sagte er zu den Geheilten: Dein Glaube hat dir geholfen.

“Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.” Matthäus 17,21

Möchte man sich von inneren Widerständen heilen, muss man mit den Gedanken anfangen. Es geschieht genau das, was ich denke, denn unser Denken erschafft eine Realität. Wenn ich denke, dass ich gut bin, kann ich gut sein. Wenn ich denke, dass ich sowieso keine Chance habe, dann habe ich keine Chance. Wir kennen diese Beispiele wie: “Denke nicht an einen rosa Elefanten.” Selbst wenn wir dieser Aufforderung nachkommen wollen, fällt es uns sehr schwer, nicht an einen rosa Elefanten zu denken. Es kommt nicht darauf an, welche Aussage tatsächlich enthalten ist, sondern welches Bild und welches Gefühl erzeugt werden. Habe ich das Ziel, glücklich zu werden, geschieht eben nur das: Ich will glücklich werden. Mehr geschieht nicht. Viel wirksamer ist deshalb der Gedanke: Ich werde glücklich sein. Ich habe alle Voraussetzungen, um aus eigener Kraft glücklich zu sein. Wir erschaffen uns unsere Realität durch unser Denken.

Wenn es für mich Wirklichkeit ist, dass in allem, was geschieht, ein guter Sinn liegt, dann ist das auch so. Durch meine offene und suchende Einstellung geschieht genau das: Egal wie schlimm etwas ist, das ich selbst erlebe, ich erkenne einen guten Sinn darin.

Wenn ich anderen Gutes gebe, sei es Materielles oder eine helfende Tat, dann beweise ich, dass ich von allem genug habe. Es wird Realität und ich erlebe Fülle. Ich bin reich, egal über wie viel materiellen Besitz ich verfüge.

Will ich meine inneren Widerstände überwinden, sollte ich mich einfach für diese Wirklichkeit entscheiden. Es gibt niemanden, der mir sagt: das kannst du nicht. Ich entscheide selbst, wie ich sein will. Wer sonst sollte das entscheiden wenn nicht wir selbst? Sagen wir deshalb: “Ich habe meine inneren Widerstände erkannt und werde sie überwinden.” Es geht dabei nicht um die Frage, ob ich es schaffe. Da der Mensch, der wir wir in unserem Inneren sind, bereits existiert, ist das keine Frage des Könnens. Denn der gute und glückliche Mensch ist in unserem Inneren bereits da. Unser eigentliches Selbst, war lediglich durch unser Ich verdeckt, durch alle Erfahrungen, die wir vielleicht im Leben machen mussten. Wenn ich mich frage, ob ich das schaffe, dann geschieht wieder genau das: Ich frage mich, ob ich es schaffe. Tun wir es also einfach. Es gibt niemanden, der es uns verwehrt, außer uns selbst.

Unabhängigkeit von anderen Menschen und materiellen Dingen
Das Bewusstsein des inneren Selbstbildes und der guten Eigenschaften schafft die Erkenntnis, dass man selbst von der Bewertung durch andere Menschen unabhängig ist. Bewundert und geehrt zu werden, ist nicht mehr notwendig, um sich besser zu fühlen. Man ist sich bewusst, dass man selbst gut genug ist. Von der Aufmerksamkeit durch andere ist man nicht mehr abhängig. Viele Menschen erleben mal ein Hoch und mal ein Tief, je nachdem, welche Aufmerksamkeit sie gerade auf sich ziehen. Dabei ist es oft sogar gleichgültig, ob es eine gute oder schlechte Aufmerksamkeit ist. Hauptsache: Aufmerksamkeit. Aber dann hängt das eigene Glücklichsein vom Zufall und vom Guten Willen anderer Menschen ab. Es liegt also nicht mehr in meiner Macht. Diese Macht sollte man sich zurückholen! Niemand anderes soll darüber entscheiden können, ob man glücklich ist oder nicht.

Man sollte sich auch bewusst werden, dass Konsum und Besitz nur Ersatzbefriedigungen sind. Der Mensch möchte glücklich sein. Doch glücklich wird man nur, wenn man sich seines inneren Selbst und der Verbundenheit mit seinen Mitmenschen bewusst ist.

Wenn Gott mich um meiner selbst Willen liebt, liebe ich mich selbst ebenso. Ich muss mich nicht mit anderen vergleichen und besser sein als meine Mitmenschen. Mein Ich bestimmt nicht mehr, wann ich mich gut fühle und wann nicht.

Die Erkenntnis der Unabhängigkeit ist ein wirksamer Schlüssel zur Überwindung von inneren Widerständen. Mein Glücklichsein ist nicht mehr abhängig von äußeren Dingen. Und ich darf glauben, dass ich gut genug bin so wie ich bin. Ich bin gewollt und geliebt, auch wenn ich das in meinem Leben bisher noch nicht oder kaum erfahren durfte. Wenn Gott uns bedingungslos liebt, müssen wir etwas Liebenswertes an uns haben. Und das ist unsere Seele, unser gutes Selbstbild, das wir immer mehr erkennen in dem Maße, wie unser Ich durchsichtig wird.

Selbstachtung durch Fasten
Ich bin nur ein Mensch und stoße sehr oft an meine Grenzen. Das wird so sein, solange ich hier auf der Erde lebe. Dennoch komme ich auf dem Weg voran. Immer mehr schaffe ich es, meine inneren Widerstände zu überwinden. Zu meditieren hilft mir sehr dabei, konzentriert im Jetzt zu sein und unempfindlich gegenüber der Versuchung, etwas zu tun, was mir nicht gut tut. Häufige Zeiten des Fastens zeigen mir, wie stark meine Kraft wirklich ist, etwas zu überwinden. Fasten kann sich auf Nahrung und Genussmittel beziehen oder auf immaterielle Dinge wie Medienkonsum, schlechte Angewohnheiten etc. Ich empfehle jedem, die eigene Stärke auf diese Weise zu erleben. Der Erfolg beim Fasten beflügelt mich, auch in anderen Bereichen des Lebens meine Selbstachtung zu bewahren und so weder dem „inneren Schweinehund“, noch dem Bösen nachzugeben. Ich lerne dadurch zunehmend, selbst und bewusst die Entscheidung zu treffen, ob und wann ich meine Bedürfnisse erfülle. Meine Bedürfnisse haben sich meinem Willen unterzuordnen und nicht umgekehrt. Das gilt sowohl für körperliche als auch geistige Bedürfnisse.

Feste Zeiten für das, was dich glücklich macht
Der Mensch ist ein “Gewohnheitstier”. Rhythmen jeder Art bestimmen unser Leben. Tageszeiten, Wochenzeiten, Jahreszeiten. Wir streben danach, Dinge regelmäßig in unserem Leben zu tun. Manchmal ist es auch angenehm, einfach in den Tag hinein zu leben. Viele tun dies am Wochenende oder im Urlaub. Das kann zu wunderbarer Inspiration und Erholung führen. Aber es hält uns oft davon ab, Dinge zu tun, die uns glücklich machen. Häufig fragen wir uns, warum wir es noch nicht einmal schaffen, unserer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Ich weiß genau wovon ich spreche, denn ich habe lange gebraucht, regelmäßig zum Schreiben zu kommen. Ich hatte oft darauf gewartet bis die Inspiration zum Schreiben so mächtig wurde, dass ich gar nicht anders konnte als meine Gedanken aufzuschreiben. Erst als ich mir eine feste Zeit fest für das Schreiben reservierte, habe ich angefangen, wirklich produktiv zu werden.

Übermäßiger Medienkonsum, besonders soziale Medien, kann zur zeitfressenden Angewohnheit werden. Ich selbst habe einige Zeit täglich in sozialen Medien gelesen: Nachrichten, mehr oder weniger interessante Texte, Memes, Bilder, kleine Videos. Irgendwann ertappte ich mich dabei, dass ich erleichtert darüber war, endlich meine Timeline zu Ende durchgesehen zu haben. Da fragte ich mich zum ersten Mal, was ich da eigentlich tue. Wer zwingt mich denn, etwas zu tun, das ich eigentlich gar nicht will? Der Mensch lebt in Rhythmen. Er braucht sie. Und wenn er sie nicht hat, dann erschafft er sie sich. Jeden Morgen und Abend habe ich in den sozialen Medien gelesen. Dann wurde es irgendwann zum festen Bestandteil meines Tagesablaufs, zur festen Gewohnheit. Ich ging also in mich und fragte mich, ob mein Leben ärmer wäre, wenn ich dieses oder jenes nicht gelesen oder angeschaut hätte. Die Antwort verblüffte mich eigentlich nicht: Mein Leben hätte sich dadurch in keiner Weise verschlechtert. Als ich mich entschloss, auf soziale Medien weitgehend zu verzichten, ergriff mich ein tiefes Gefühl von Freiheit. 

Ich empfehle, den typischen Tagesablauf nach diesen zeitfressenden und im Grunde überflüssigen Rhythmen zu durchforsten und sie auf den Prüfstand zu stellen. Nicht alles ist schlecht. Auf Vieles wollen wir auch gar nicht verzichten. Bei vielen Menschen gehört beispielsweise das Zeitunglesen beim Frühstück einfach dazu. Gut. Aber wenn man vielleicht merkt, dass man froh ist, die Zeitung endlich zu Ende gelesen zu haben, dann sollte man sich fragen, ob man diese Angewohnheit wirklich will. Dann kann man seine Entscheidung treffen und das Zeitungslesen beibehalten, ganz lassen oder auf eine bestimmte Dauer beschränken.

Wir lassen uns schnell verführen. Lieber schnell ein paar Katzenvideos zu schauen, als an unserem Herzensprojekt zu arbeiten, das kennen viele Menschen. Wenn wir für das, was wir wirklich tun wollen und das uns wirklich glücklich macht, feste Zeiten reservieren, dann kommen wir leichter in das Handeln, das wir uns tatsächlich wünschen. Es hat also weniger etwas mit Selbstdisziplin oder Willensstärke zu tun, sondern mit Rhythmus und Gewohnheit. Ob wir Dinge durchhalten können, hat vielmehr mit Nachdenken, geschickter Planung, Selbsterkenntnis und Achtsamkeit zu tun. Der Schriftsteller und Benediktinerpater Anselm Grün antwortete auf die Frage, wie er es geschafft habe, trotz vieler Verpflichtungen hunderte Bücher zu schreiben, er habe sich für das Schreiben täglich die Zeit von acht bis zehn Uhr reserviert. So beeindruckend einfach ist das. Wenn man so ein Vorhaben eine zeitlang durchgehalten hat, wird es zu einem festen Rhythmus. Man muss sich dann gar nicht mehr durch eiserne Willensstärke zum Handeln zwingen und immer wieder neu Entscheidungen treffen. Das Handeln ist zu einem festen Lebensbestandteil geworden. Wir entscheiden selbst, welche Gewohnheiten wir pflegen oder aufgeben. Niemand anders entscheidet das für uns.

Der Rat, sich Rhythmen zu schaffen, um ins Handeln zu kommen, ist ein sehr praktikabler Rat. Mir hat diese Erkenntnis geholfen. Obwohl ich meine inneren Widerstände größtenteils und seit geraumer Zeit überwunden habe, war ich dennoch lange nicht in der Lage gewesen, das zu tun, was ich tun wollte.

Achtsamkeit
Wie viele Augenblicke gibt es im Leben? Nur einen! Alles andere ist Zukunft oder Vergangenheit. Glücklich sein können wir jedoch nur im Jetzt. Wenn sich unsere Gedanken mit Zukünftigem oder Vergangenem beschäftigen, können wir uns in dem Augenblick nicht glücklich fühlen. 

Viele Menschen, die ungeduldig sind, können den gegenwärtigen Augenblick nicht ertragen. Sie sehnen sich nach zukünftigen Augenblicken. Das Jetzt reicht ihnen nicht. Sie sind unzufrieden und blicken immer auf die Zukunft.

Andere blicken ständig auf die Vergangenheit. Das, was geschah, ist schuld daran, dass es einem jetzt nicht gut geht. Sie beklagen sich, welch schlechtes Los sie gefunden haben, welche Krankheiten und Widrigkeiten sie erdulden mussten und noch immer müssen. Sie stehen mit dem Rücken zur Zukunft und können den gegenwärtigen Augenblick nicht bewusst erleben und nicht als etwas Gutes empfinden. So sind sie nicht in der Lage glücklich zu sein.

Ich lebe sooft wie möglich bewusst im Jetzt. Meine Gedanken beschäftigen sich nur dann mit der Vergangenheit, wenn ich aus ihr lernen und nur dann mit der Zukunft, wenn ich sie planen möchte. Reue, Jammern und Wehklagen sind keine Bestandteile des Jetzt, sondern der Vergangenheit. Sorgen und Ängste sind Bestandteile der Zukunft. Nur im Jetzt kann ich mich mit Gott verbinden und ihm nahe sein.

Zum Beobachter des eigenen Ich werden
Unsere Seele ist das, was in uns Menschen am weitesten im Hintergrund ist, der strahlende und gute Kern. Das, was unsere Persönlichkeit ausmacht, sind die Schalen darum herum. Die Seele wird nur dann sichtbar, wenn die Schalen des Ich durch Selbsterkenntnis durchscheinend geworden sind und wir zur Bewusstheit erwacht sind. Dieses Ich besteht also aus unseren Erfahrungen, Kenntnissen und Fähigkeiten sowie aus den Rollen, die wir im Leben einnehmen. Alles, was wir in unserem Leben erlebt und wahrgenommen haben, wird entweder vom Gehirn gespeichert oder verworfen und gelöscht, weil es dem Unterbewusstsein zu unwichtig erschien. Auch das Unterbewusstsein gehört zu unserem Ich, genauso wie unser Körper.

Die meisten Handlungen in unserem Leben haben wir schon einmal getan und stellen nichts Neues dar, genauso wie unsere Gedanken. Die meisten Gedanken haben wir so oder ähnlich schon einmal gedacht. Wenn wir unseren Alltag betrachten und auf diese Aussagen hin überprüfen, werden wir feststellen, dass kaum neue Gedanken und Handlungen dazu gehören. Ich schätze, dass im Durchschnitt vielleicht 5% unserer Gedanken und Handlungen wirklich neu sind. Das sind dann zumeist kreative Prozesse, die Altes zu Neuem verknüpfen. Im Gehirn entstehen neue Verbindungen. Wenn wir zu Erkenntnissen gelangen, ist das etwas grundlegend Neues. Auch wenn wir neue Gegenden kennenlernen oder neue Menschen, dann ist das etwas Neues. Aber alles Neue ist gegenüber dem, was wir schon einmal gedacht oder getan haben, weit in der Minderheit. 

Körperpflege, Essen, Sport, Routinearbeit, gleichartige Aufgaben, Smalltalk, Fernsehen schauen, Nachrichten lesen, Sport verfolgen, fast jede Form der Unterhaltung, alles haben wir so oder ähnlich bereits oft erlebt und stellt allenfalls in Einzelheiten etwas Neues für unser Gehirn dar. Aber auch unsere inneren Widerstände mit all ihren Ängsten sind Erlebnisse, die wir früher erlebt haben und immer wieder denken. Kaum eine Angst ist neu für uns. Auch Gedanken der Minderwertigkeit und der Überlegenheit sind nicht neu; sie wiederholen sich ständig.

Diese Gedanken und Handlungen der Vergangenheit stärken unser Ich und führen nicht dazu, dass es durchscheinend wird. Solche Gewohnheiten mit immer wieder denselben Gedanken und Handlungen führen dazu, dass wir immer wieder die gleichen Entscheidungen treffen. Diese Entscheidungen treffen wir unbewusst. Man könnte auch sagen, unser Ich trifft die Entscheidungen. Das führt zu unbewusstem Verhalten. Wir haben es schwer, etwas wirklich zu ändern, wenn wir uns nicht bewusst werden, dass unser Ich für uns die Entscheidungen trifft. Vielleicht wollen wir abnehmen, aber sobald wir auf der Couch sitzen, kommt dieser Appetit auf ungesunde Snacks. Dieser Drang ist so stark, dass wir ihm irgendwann nachgeben. Wir möchten schon längst etwas bestimmtes anfangen zu tun, aber unsere alltäglichen Gewohnheiten halten uns davon ab. Eigentlich wäre es schön, wenn ich mal wieder raus gehe, um mich körperlich zu betätigen, aber draußen ist es kalt und nass. Und Anstrengungen sind nun mal unbequem. Wir möchten gern einen Konflikt aus der Welt schaffen, aber wir tun es nicht. Wir tun einfach das, was am ehesten unserem bekannten und gewohnten Leben entspricht. Das nennt man unbewusstes Leben. Die Entscheidungen lassen wir von unserem Ich treffen, das überwiegend in der Vergangenheit lebt, nämlich in all den bekannten und bewährten Gedankenstrukturen. Es ist beispielsweise angenehmer, nicht zu frieren. Frieren ist deshalb etwas, das es zu vermeiden gilt. Wir haben schon viele Erfahrungen mit Frieren gemacht und es war nie schön. Deshalb trifft unser Ich die Entscheidung für uns, nicht zu frieren, indem wir einfach drinnen im Warmen bleiben. Wenn wir merken, dass wir eine Krankheit haben, dann sollten wir gegebenenfalls zum Arzt gehen. Aber Arztbesuche waren vielleicht unangenehm in der Vergangenheit. Deshalb trifft unser Ich die Entscheidung, dieses Unangenehme zu meiden und den Arztbesuch so lange hinauszuzögern wie es nur geht. Unbewusstes Verhalten führt also immer wieder zu den gleichen Ergebnissen. Und wir fragen uns, warum wir das, was wir eigentlich tun wollen, nicht tun. Die Antwort: Wir lassen unser Ich entscheiden. Und das stärkt unser Ich immer wieder. Unser Ich bestimmt unser Leben und wir haben das Gefühl, wir könnten nichts entscheiden, weil alles irgendwie vorherbestimmt ist. Die meisten Dinge in unserem Leben laufen ab wie eine unbewusste Programmierung. Egal, welche Entscheidungen wir treffen müssen im Leben, die unbewusste Programmierung übernimmt diese Entscheidung für uns.

Viele Menschen werden erst “wach”, wenn sie eine Krise erleben, zum Beispiel Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Verlust. Dann ist von außen eine so neue Situation eingetreten, dass man zum ersten Mal nach langer Zeit wieder bewusst Entscheidungen trifft, abseits jeder Gewohnheit. Die Situation ist so neu und bedeutend, dass man nicht auf gespeicherte Erfahrungen zurückgreifen kann. Man betrachtet sich zum ersten Mal bewusst selbst und fragt sich, wer hier überhaupt die Entscheidungen trifft. Die Neurowissenschaft nennt diesen Vorgang “Metakognition”. Das bedeutet, man betrachtet seine eigenen Gedanken, Meinungen, Einstellungen und Entscheidungsprozesse. Dazu gehört auch die Kontrolle über die eigenen Gedanken, also deren Überwachung und Selbstregulierung. Anschaulich könnte man sagen, man fängt an, über die eigenen Gedanken nachzudenken.

Im Stirnlappen (oder Frontallappen) unseres Gehirns sitzt u. a. unsere Selbstwahrnehmung. Er bildet einen verhältnismäßig großen Teil unseres Gehirns (30%). Und doch haben die meisten Menschen kaum Übung darin, sich selbst beim Denken zu beobachten. Wir lassen also viel Potenzial ungenutzt. Das, was wir denken, muss nicht unbedingt wahr sein, nur weil wir es denken. Wir sollten also nicht alles glauben, was wir denken. Wenn wir unsere Gedanken bewusst “beobachten”, dann stellen wir auch fest, dass wir in der Lage sind, unsere Gedanken zu bewerten und aufgrund dieser Bewertung bewusst zu entscheiden. 

Wenn wir unsere eigenen Gedanken beobachten und beurteilen können, dann bedeutet das: Wir sind nicht unsere Gedanken. Die 95% unseres Tages, in denen unser Ich entscheidet, sind unbewusst. Stattdessen entscheidet bei Metakognition unser Bewusstsein, was viel mehr unserer Seele entspricht als unser unbewusstes Ich. Wenn man seine eigenen Gedanken beobachtet, löst man sich von dem im Hintergrund ablaufenden unbewussten Seinszustand.

Randbemerkung: Natürlich kann man dieses Bewusstsein noch nicht mit der Seele gleichsetzen. Die Seele kann man nicht erfassen, sondern allenfalls erahnen. Man könnte immer weiter fragen: Wer steht hinter meinem bewussten Denken? Man kann sich tatsächlich beim Beobachten beobachten. Die Seele ist das, was letztlich übrig bleibt, das, was man nicht mehr beobachten oder beschreiben kann. Die Seele  ist das, was gut ist und sich mit anderen Menschen verbunden fühlt. Aber selbst diese Erklärung ist unzureichend. Im Grunde reicht es aus, zu wissen, was die Seele nicht ist, nämlich unsere Erfahrungen, Kenntnisse und unsere Lebensrollen.

Wenn wir uns unsere unbewussten Denkvorgänge bewusst machen, dann schauen wir darauf, was uns immer wieder dazu bringt, schlecht zu entscheiden. Wenn wir eine Gewohnheit ändern wollen, zum Beispiel abzunehmen oder mehr Sport zu machen, so müssen wir diesen unbewussten Denkvorgang betrachten und beurteilen. Und dann treffen wir unsere Entscheidung. Nur durch dieses Beobachten und Beurteilen der bisher unbewusst abgelaufenen Gedanken sind wir in der Lage, wirklich selbst zu entscheiden. Wir überlegen zum Beispiel: wieviel möchte ich wiegen und wie leistungsfähig und gesund möchte ich mich fühlen? Wir brauchen ein starkes positives Bild. Die Entscheidung, die wir dann treffen, braucht nämlich eine Energie, die größer ist als die Energie unserer Gewohnheiten und unbewussten Denkvorgänge, das emotionale Verlangen nach dem ungesunden Snack oder das Körpergedächtnis unserer Vergangenheit. Wenn wir ein kraftvolles Bild der Zukunft haben, dann gibt uns das die notwendige Energie. Unser Körper reagiert darauf, mit Glückshormonen und Energie. Dank dieses Vorgeschmacks auf die Zukunft treffen wir die richtigen Entscheidungen, die uns zu mehr Glücklichsein bringen. Sie sind unser Wegweiser in eine glückliche Zukunft. Wir sind uns bewusst: wir selbst treffen unsere Entscheidungen. Es ist, als würden wir auf einem wilden Tier reiten und die Zügel anziehen. “Ich bin der Boss. Ich treffe hier die Entscheidungen!” Und dieses wilde Tier, unser Körper, fügt sich unseren Entscheidungen, glücklich, endlich nach vorn galoppieren zu können.

Dann können natürlich auch wieder die bekannten Emotionen auftauchen: Schaffe ich das? Kann ich das? Ist es in Ordnung, wenn ich das so mache? Was könnten die anderen davon halten? Habe ich das überhaupt verdient? Das ist normal. Wir haben uns so lange nach diesen unbewussten Gedanken gerichtet, die unseren inneren Widerständen entsprechen. Natürlich kommen sie wieder. Sie sind wie eine Droge, von der wir abhängig sind. Es wird eine Weile dauern bis diese Glaubenssätze überwunden sind. Aber wir entscheiden von nun an selbst: Gehören diese Ängste und Bedenken zu unserer Zukunft? Wollen wir diese Ängste der Vergangenheit weiter haben? Wollen wir ihnen weiter stattgeben? Verändern wir stattdessen unser Ich! Jesus hat gesagt, man solle sich selbst verleugnen. Damit ist dieses Ich gemeint, das ein Ergebnis unserer Erfahrungen ist und so viele innere Widerstände beinhaltet.

Unser unbewusstes Ich wird bewusst durch unser Beobachten. Wenn wir uns zusehen können, können wir uns auch ändern. Ein Bild, mit dem ich einem Coachee helfen konnte, der fast nur noch für sein Computerspiel lebte und sein wirkliches Leben vernachlässigt hatte: In dem Online-Computerspiel ist er mit anderen gemeinsam in einer virtuellen Computerwelt. Um in dieser virtuellen Welt zu existieren, benötigt er einen Avatar, eine Spielfigur, die er in dieser Welt steuert. Der Spieler entscheidet, was dieser Avatar tut, ob er Gutes tut oder Schlechtes. Er beeinflusst das Aussehen seines Avatars. Manchmal muss er sogar etwas tun, um besondere Fähigkeiten oder ein besonderes Aussehen zu erlangen. Der Spieler überlegt, was er erreichen will. Und dann trifft er Entscheidungen. Und dann handelt er. Es steht für ihn fest, dass er es erreichen kann, er muss nur die nötige Zeit und Energie aufbringen. Am Ende hat er sein Ziel erreicht. Nun sucht er sich ein neues, höheres Ziel. Es gibt Computerspiele, bei denen man teilweise immer dieselben Tätigkeiten machen muss. Solche “Grinding”-Tätigkeiten sind immer dieselben und werden schnell langweilig. Die Motivation fürs Spiel kommt durch Herausforderungen, durch neue Inhalte und durch Erlebnisse. Es kommt in solchen Spielen vor, dass der Avatar stirbt. Das ist aber kein Problem, dann fängt man die Aufgabe, an der man gerade arbeitet, neu an. Dabei vermeidet man die Fehler, die man vorher gemacht hat. Oft geht man dabei ganz neue Wege.

Unser Leben ist wie ein solches Computerspiel in der man seinen Avatar durch eine Computerwelt steuert. Dazu haben wir von Gott, dem besten Programmierer aller Zeiten, den besten Avatar erhalten, den es gibt: unseren Körper, mitsamt unserem Gehirn, dem Hormonen und den Genen. Dieser Avatar muss gepflegt und versorgt werden, damit wir mit ihm noch viele gute Dinge tun können, die uns glücklich machen. Es gibt nur den einen Avatar. Er ist ein Einzelstück, eine Sonderanfertigung. Gibt man ihm die falschen Sachen zu essen, wird er schwächer, erkrankt und stirbt. Wenn der Avatar bestimmte Fähigkeiten haben soll, muss man ihn entsprechend entwickeln. Je nachdem, wie es mir gefällt, ändere ich sein Aussehen. Aber im Grunde ist es egal wie groß oder wie hübsch der Avatar ist. Es ist dein einzigartiger Avatar. Er ist gut so wie er sein muss. Er hat alles, um seine Bestimmung leben zu können. Es ist deine Aufgabe herauszufinden, welches deine wunderbare Bestimmung ist. Wenn Du etwas tun möchtest, entscheidest du und lässt deinen Avatar genau das tun. Bedenken gibt es nicht. Wenn der Weg, den du mit dem Avatar einschlägst, eine Sackgasse ist, dann nimmst du einen anderen. Die gemachten Erfahrungen machen dich nur reicher und besser. Wenn du es müde bist, immer die gleichen Dinge zu tun, dann suchst du dir neue Herausforderungen, mit denen du wachsen und dich entwickeln kannst.

Mitgefühl statt Mitleid
Viele Menschen möchten gern anderen Menschen helfen. Das sind Handlungen, die unsere Verbundenheit stärken und somit geeignet sind, mehr der Mensch zu werden, der wir wirklich sind. Deshalb wählen viele Menschen helfende Berufe wie beispielsweise pflegerische Berufe. Doch immer mehr dieser Menschen empfinden ihren Beruf als eine Belastung. Sie ertragen es zunehmend weniger, das Leid anderer Menschen zu ertragen. Oft versuchen Menschen, die unter dem Leid anderer leiden, sich durch einen emotionalen Panzer zu schützen. Sie versuchen, das Leiden der Menschen nicht mehr an sich heranzulassen. Manchmal führt es sogar dazu, dass man als besonders hart erscheint, als unempfindlich. Es entsteht zuweilen eine emotionale Kälte. Das schafft eine Distanz zu den zu pflegenden Menschen, aber vor allem werden die Pflegekräfte unglücklich in ihrem Beruf. Sie funktionieren nur noch, tun ihre Pflicht und können ihren Beruf nicht mehr als Berufung ansehen. Der Glaube, man würde das Leid der anderen Menschen nicht aushalten, hält viele Menschen davon ab, Berufe zu wählen, in denen sie mit dem Leid anderer konfrontiert werden. Alle medizinischen und pflegerischen Berufe sind davon betroffen, aber auch Bestatter, Sozialamtsangestellte und ähnliche Berufe.

Eine gute Methode, solche Widerstände zu überwinden und einen an sich schönen Beruf wieder mit Hingabe ausüben zu können, besteht darin, Mitleid von Mitgefühl zu unterscheiden. Um diesen Unterschied verständlich zu machen, möchte ich zunächst den Unterschied zwischen Schmerz und Leid erläutern, so wie ich diese Begriffe verstehe. Wenn ich einen Schmerz fühle, dann bedeutet das nicht, dass ich auch darunter leide. Wenn ich den Schmerz beobachte und annehme, dann vermag ich ihn leichter auszuhalten als wenn ich der Situation unbedingt entkommen möchte. Das heißt natürlich nicht, dass ich Schmerz immer aushalten muss. Als Beobachter bin ich sehr wohl in der Lage zu entscheiden, dem Schmerz zu entfliehen. Aber das ist eine rein verstandesmäßige Entscheidung. Leiden heißt dagegen, dass ich mich mit meinem ganzen Gefühl gegen den Schmerz stemme und alles daran setze, ihm zu entkommen. Die Ablehnung des Schmerzes ist so groß, dass ich unter allen Umständen dem gegenwärtigen Augenblick entfliehen möchte. Eine andere Möglichkeit habe ich nicht. Das Jetzt lehne ich ab. Ich will so schnell wie möglich einen zukünftigen Augenblick erreichen. Unser Gewohnheits-Ich hat die Herrschaft über unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen. Wir sind weit davon entfernt, bewusst zu leben und zu entscheiden.

Mit diesen Gedanken sind wir nun besser in der Lage, den Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl zu erkennen. Beim Mitleid sind wir in derselben Lage wie der Mensch, der unter seinem Schmerz oder anderen Drangsalen leidet. Wir leiden am Schmerz des anderen und wollen der Situation unbedingt entkommen. Wenn wir statt Mitleid aber Mitgefühl haben, dann verstehen wir den Schmerz des anderen. Wir können ihn nachvollziehen. Wir fühlen mit. Aber wir bewahren eine gewisse Distanz zum Leid des anderen. Wir beobachten seinen Schmerz und auch sein Leiden. Wir beobachten vielleicht, wie sehr der andere dem Schmerz entkommen möchte. Wir helfen ihm und schenken dem Menschen unsere Hilfe und Zuwendung. Aber wir leiden nicht selbst.

Um diesen Schritt des Beobachtens und nicht Mitleidens etwas leichter zu machen, sollten wir uns vor Augen führen, was neurologisch in unserem Gehirn dabei geschieht. Wenn wir den Schmerz eines anderen wahrnehmen, dann werden sogenannte Spiegelneuronen aktiviert. Diese Spiegelneuronen helfen uns, zu verstehen und uns in den anderen hineinzuversetzen. Auf diese Weise wird das Leid des anderen in unserem Gehirn simuliert. Wenn ich mir dessen bewusst bin, dann kann ich unterscheiden zwischen eigenem Erleben und dem bloßen Nachempfinden des Erlebens eines anderen Menschen. Es sind nicht meine Gefühle, sondern die des anderen. In meinem Gehirn wird das Gefühl des anderen simuliert, um ihn verstehen zu können.

Ein Coachee von mir hatte ein so tiefes Mitgefühl mit seinen Mitmenschen, dass das Mitgefühl an Hellfühligkeit grenzte. Er hatte lange Probleme, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Immer, wenn er in den Bus stieg, strömte eine Vielzahl von unterschiedlichen Gefühlen auf ihn ein. Er war verwirrt und litt unter diesem Gefühlschaos. Er mied deshalb den Bus bis ihm bewusst wurde, dass es die Gefühle von anderen waren, die auf ihn einströmten, und nicht seine eigenen. Je mehr Menschen um ihn herum waren, desto mehr Gefühle strömten auf ihn ein. Als er aber erkannt hatte, dass es nicht seine eigenen Gefühle waren, lernte er, diese anzunehmen. Er wurde zum Beobachter dieser Fremdgefühle, ohne selbst mitzuleiden. Er hatte aufgehört, die fremden Gefühle als seine eigenen anzusehen.

Diese Fähigkeit, fremde Gefühle beobachten zu können und von den eigenen abzugrenzen, hat nichts mit Gefühlskälte zu tun. Ich bin in der Lage, mit den Menschen in meinen Coaching- und Seelsorgegesprächen mitzufühlen und auch mitzuweinen. Ich nehme ihren Schmerz und ihr Leid wahr als gehörten sie zu mir. Aber ich bin in der Lage zu erkennen, dass es nicht meine eigenen Gefühle sind, sondern die Gefühle der anderen, mit denen ich mitfühle. Das führt dazu, dass ich nach dem Gespräch abschalten kann. Die Probleme der anderen verfolgen mich nicht nach Hause. Manchmal nehme ich die Probleme bewusst mit, um in Ruhe darüber nachzudenken. Aber das tue ich bewusst und nicht, weil mich das Leid anderer nicht mehr loslässt. So vermag ich, anderen Menschen Lösungen für widrige Lebenslagen zu schenken und ihnen zu helfen, die zu werden, die sie sind.

 

Schlussbemerkungen
Die Selbsterkenntnis ist niemals vollkommen. So wenig wir Gott erfassen können, sofern wir an ihn glauben, so wenig können wir unsere Seele, unser innerstes Selbst, vollkommen erkennen. Das ist aber auch nicht notwendig. Jeder Schritt der Selbsterkenntnis geht spürbar in die Richtung Glücklichsein. Ich hoffe, dass du, liebe Leserin, lieber Leser, über deine inneren Widerstände Klarheit gewinnen konntest und auch geeignete Werkzeuge gefunden hast, um sie zu überwinden. Genauso wichtig wie das Wissen um die inneren Widerstände ist es, die eigenen guten Eigenschaften zu erkennen und ein positives Selbstbild zu entwickeln. Auf meiner Homepage findest du Textgeschenke und Videos (mehr auch auf meinem YouTube-Kanal), die einzelne Themen intensiver behandeln. Ab dem Jahr 2021 werde ich zunehmend mehr Texte schreiben. Ich werde sie auch in Videos darstellen, damit ich auch die Menschen erreiche, die sich vor längeren Texten scheuen. Und ich stehe gern für Coachings zur Verfügung. Ob es darum geht, ein gutes Selbstbild zu entwickeln, innere Widerstände zu überwinden oder ob es um Probleme in konkreten Lebenssituationen geht: Ich bin für dich gern ein Begleiter, der dir dabei hilft, dich selbst zu finden und wahrhaft glücklich zu sein.

Stefan Garmeister

Gustedt, im Dezember 2020